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China kauft derzeit alle freien Stahlbestände auf. Obwohl die Werke weltweit auf Hochtouren laufen, wird Stahl immer teurer und die Lieferzeiten immer länger.

Foto: REUTERS/Str
Grafik: Der Standard
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London/Peking - Der Kupferpreis ist am Montag auf den höchsten Stand seit März 1989 gestiegen. Für Auftrieb sorgten Nachrichten, denen zufolge China sein Stromnetz erweitert und erneuert. In London notierten Kupferkontrakte bei 3230 Dollar je Tonne.

"Aber das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange", sagte Angus MacMillan, Analyst bei Prudential Bache Financial in London, voraus. "Auf dem Markt wird das Angebot langsam knapp, daher werden die Lagerbestände bis Jahresmitte sinken."

3,7 Millionen Tonnen Kupfer

Chinas Kupfernachfrage wird dieses Jahr voraussichtlich um acht Prozent auf 3,7 Millionen Tonnen steigen, das wäre mehr als ein Fünftel des weltweiten Gesamtbedarfs, prognostizierte GFMS Metals Consulting Ltd. in London.

Rund 55 Prozent des Kupfers gehen in den chinesischen Energiesektor, ermittelten Gary Mead und Jessica Cross, Analysten bei der Beratungsgesellschaft Virtual Metals in London. Chinas Stromproduzenten erhöhen ihre Kapazitäten, um die boomende Wirtschaft zu versorgen.

9,5 Prozent Wachstum

Letztes Jahr lag die Wirtschaftswachstumsrate bei 9,5 Prozent, die höchste seit acht Jahren. "Der unersättliche Strombedarf wird dazu beitragen, dass der Kupferpreis weiter kocht", prognostizierten die Strategen von Virtual Metals. Bis Jahresmitte sehen sie Kupfer auf 3500 Dollar je Tonne steigen.

An der Schanghai Futures Exchange notierte der April-Kontrakt am Freitag bei 30.860 Yuan je Tonne, das sind umgerechnet 3728 Dollar.

Doch nicht nur Kupfer, fast alle anderen Rohstoffe vor allem für den Baubereich wie Stahl und Zement haben in den vergangenen Monaten deutlich zugelegt. Das Reich der Mitte ist bereits der weltweit größte Konsument von Kupfer, Zink, Zinn, Stahl, Eisenerz und Platin, zweitgrößter Verbraucher bei Aluminium und Blei, Nummer drei bei Nickel und Nummer vier bei Gold.

Um 30 bis 100 Prozent teurer

All diese Produkte verteuerten sich in den vergangenen 24 Monaten auf den Weltmärkten um 30 bis 100 Prozent. Aber nicht nur bei Metallen und Industrierohstoffen, auch bei Lebensmittelgrundstoffen wie Weizen befürchten Experten kräftige Preissteigerungen: Für heuer werden in den USA nur mittelmäßige Ernten erwartet; und China hat bereits signalisiert, seine leeren Lager mit Qualitätsweizen auffüllen zu wollen.

Doch nicht nur bei den Rohstoffimporten, auch bei der Produktion und den Exporten von Gütern will China neue Maßstäbe setzen. Acht von zehn Hosen in den USA kommen bereits aus China.

Und die Autobauer wollen ihre Konkurrenz in Deutschland noch in diesem Jahr überholen: Die Autoindustrie im Reich der Mitte werde ihre Produktion 2005 voraussichtlich um ein Fünftel auf mehr als sechs Millionen Fahrzeuge steigern, erklärte die Vereinigung chinesischer Automobilhersteller.

Deutschlands dritter Platz wackelt

Damit würden sie die Deutschen vom dritten Platz der Weltmarktführer hinter den USA und Japan verdrängen. 2003 waren die Absatzzahlen der Autobauer in China noch um mehr als drei Viertel in die Höhe geschossen.

2004 betrug das Wachstum der Autobranche nur 15,5 Prozent, da die Regierung die private Kreditvergabe gezielt erschwerte, um eine Überhitzung der Wirtschaft zu verhindern. (Bloomberg, mimo, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.02.2005)