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Als virales Polio-"Epizentrum" gilt Nigeria.

Grafik: Archiv
Wien - Die Chancen auf die Ausrottung der lebensgefährlichen Kinderlähmung weltweit haben sich verschlechtert. Die Krankheit grassiert wieder in mehr Staaten als noch vor einiger Zeit. "Die endgültige Ausrottung bereitet offenbar wesentlich mehr Schwierigkeiten als ursprünglich angenommen. Vor allem die Situation in Afrika gibt derzeit großen Anlass zur Besorgnis, weil sich das Virus in mehreren Staaten, in denen es bereits ausgerottet schien, plötzlich wieder etabliert hat (...).", warnte jetzt der Chef des Instituts für Virologie der Universität Wien, Univ.-Prof. Dr. Franz X. Heinz.

Hinter der Initiative für die weltweite Ausrottung der Poliomyelitis stehen die Weltgesundheitsorganisation (WHO), Rotary International, die United States Centers for Disease Control and Prevention (CDC/Atlanta) und UNICEF. "Es handelt sich dabei um die bisher größte weltweit durchgeführte konzertierte Aktion im Bereich des Gesundheitswesens, die bereits sehr erfolgreich war und zur Eliminierung des Polio Virus auf dem gesamten amerikanischen Kontinent, in Europa und dem Großteil Asiens geführt hat", stellte Heinz in der neuesten "Virusepidemiologischen Information" fest.

Doch die Situation hat sich in der jüngsten Vergangenheit deutlich verschlechtert. Der Experte: " Bis vor kurzem waren es nur mehr sechs Länder, in denen das Poliovirus noch nach wie vor in der Natur zirkulierte, nämlich Nigeria, Niger, Afghanistan, Ägypten, Indien und Pakistan."

Nigeria als Epizentrum der Virenverbreitung

Freilich, jetzt grassiert das Polio-Virus wieder in mehr Staaten. Heinz: "Dazu zählen Burkina Faso, Tschad, Elfenbeinküste, Botswana, und vor allem der Sudan, wo es zu einem dramatischen Anstieg der Polio Fälle gekommen ist, nachdem das Land bereits 2001 als Polio-frei deklariert worden war. Eine Reihe dieser Fälle haben ihren Ursprung offensichtlich in Nigeria, wo fast 700 Fälle bestätigt wurden (sieben Mal so viele wie in Indien, Anm.) und das als Epizentrum für die Wiederverbreitung des Virus in Afrika gilt."

Hinzu käme, dass sich in einigen Fällen für die orale Polio-Impfung abgeschwächte Virus-Stämme überleben und sogar wieder Ausbrüche der Erkrankung hervorrufen könnten. Der Experte: "Ihre Rolle als Verursacher von Poliomyelitis-Ausbrüchen in Ägypten, der Dominikanischen Republik und Haiti, den Philippinen und Madagaskar ist hinreichend dokumentiert." Dagegen könnte durch die Neuzüchtung speziell veränderter Polio-Viren für den Impfstoff angekämpft werden.

Insgesamt aber ist die Situation laut dem Wiener Virologen problematisch: "Jedenfalls gestaltet sich der 'Endkampf' gegen das Poliovirus als äußerst schwierig und erfordert wahrscheinlich neue Strategien und taktische Varianten, um das Ziel der völligen Ausrottung doch noch erreichen zu können. (APA)