Hamburg - Die designierte Hamburger Opernintendantin und Wagner-Expertin Simone Young will in jedem Fall einen neuen Wagner-"Ring" auf die Bühne der Hamburger Staatsoper bringen. "Ein Haus wie Hamburg muss einen "Ring" haben", sagte die 43 Jahre alte Australierin: "Wir werden damit allerdings nicht gleich in der ersten Spielzeit beginnen." Ansonsten will die künftige Opernchefin Lücken schließen, die sie im Hamburger Repertoire klaffen sieht, unter anderem, was zeitgenössische Werke angeht. Young tritt zur Spielzeit 2005/06 die Nachfolge von Ingo Metzmacher an, der im Sommer als Chefdirigent an die Nederlandse Opera nach Amsterdam geht.

Strauss und Hindemith

Lücken sieht Young etwa bei Strauss, bei dem ihr auch die schwierigeren, nicht unbedingt populären Werke am Herzen liegen, wie ihr kurzfristiges Einspringen bei der konzertanten "Frau ohne Schatten" bewies. Ein Manko gebe es auch im Belcanto-Repertoire und bei den Franzosen, die aus ihrer Sicht in Hamburg "deutlich unterrepräsentiert" sind.

Es gebe große Werke des 20. Jahrhunderts, "die ins Repertoire gehören und die wir in Hamburg noch nicht kennen. Für die muss auch Platz sein." Besonders stark machen will sich die Australierin für einen deutschen Komponisten, Paul Hindemith (1895-1963). "Hindemith mag ich sehr. Er ist ein spannender Komponist, der auf eine Wiederbelebung wartet", sagte Young. Hindemiths bedeutende Künstleroper "Mathis, der Maler" war an der Hamburger Staatsoper jahrzehntelang nicht mehr zu hören.

Muskulöser Klang

Dabei lässt die Dirigentin keinen Zweifel daran, dass sie von einem extrem schlanken Orchesterklang bei Wagner nichts hält. Sie tendiere zu einem Wagner-Klang, der stark aus der romantischen Tradition komme - zu einem Klang der großen Tiefe und der reichen Farben, wie man ihn von der Berliner Staatskapelle und in Bayreuth höre. "Ich finde, dieser vitale, fast muskulöse Klang gehört zu Wagner."

In Bayreuth und Berlin hat Young als Barenboims Assistentin und spätere Kapellmeisterin ihre Wagner-Erfahrungen gesammelt. In Hamburg will sie nicht nur ihren ersten eigenen Wagner-"Ring" produzieren, sondern auch auf bereits bestehende Wagner-Inszenierungen zurückgreifen, so auf Harry Kupfers "Tannhäuser" oder auf Ruth Berghaus' bei der Premiere 1988 noch skandalösen, heute legendären "Tristan". (APA/dpa)