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Das Projekt "New Horizons" soll Erkenntnisse zur Entstehung des Sonnensystems und zu Pluto (im Bild) liefern.

Foto: REUTERS/NASA and California Institute of Technology
Flagstaff/USA - Es ist jetzt 75 Jahre her, dass am Rande unseres Sonnensystems der neunte Planet entdeckt wurde: Pluto. Aber immer noch umgeben ihn viele Fragen. Es wird vielleicht noch einmal zehn Jahre dauern, bis eine Raumsonde Pluto erreicht und seine Geheimnisse lüftet.

Pluto wurde zwar kurz nach der Entdeckung durch den Amateurastronom Clyde Tombaugh am 18. Februar 1930 zum Planeten erklärt. Diesen Titel trägt er immer noch - aber keineswegs mehr unangefochten. "Er fällt etwas aus dem Rahmen, wenn man an die anderen Planeten denkt", sagt Neil DeGrasse Tyson vom Hayden-Planetarium des Amerikanischen Museums für Naturgeschichte. Tyson hatte Pluto vor fünf Jahren in einer Planetenausstellung provokanterweise aus dieser Reihe gestrichen und ihn auf eine Stufe mit den Kometen am äußersten Rand des Sonnensystems gestellt, die im so genannten Kuiper-Gürtel versammelt sind. "Ich habe immer noch ganze Ordner mit hasserfüllten Briefen von Drittklässlern", sagt Tyson.

Planet X

Pluto wurde zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts im Rahmen der Suche nach dem geheimnisvollen Planeten X entdeckt. Zuvor gab es nur Vermutungen, dass er irgendwo am Rand des Sonnensystems sein könnte. Seine Entdeckung war dann wohl auch der Hartnäckigkeit von Tombaugh zu verdanken. Aber kurz nach dessen Tod 1997 schlugen einige Wissenschafter in der Internationalen Astronomischen Union, der Vereinigung professioneller Sternenforscher, vor, den kleinsten Planeten wieder von der Liste zu streichen.

Zweifel

Seine Größe ist ein Punkt, der viele Astronomen daran zweifeln lässt, ob Pluto ein Planet ist, denn er ist kleiner als der Mond der Erde. Zudem ähnelt seine stark elliptische Umlaufbahn um die Sonne eher der anderer Objekte im Kuiper-Gürtel. Andererseits ist er aber das einzige bekannte größere Objekt jenseits von Neptun. Er hat eine Atmosphäre und Jahreszeiten. Und Pluto besitzt mit Charon selbst einen Mond. Mit seiner gleichmäßig runden Form hebt er sich auch von den unregelmäßig geformten Kometen ab.

Projekt "New Horizons"

Im Kuiper-Gürtel jenseits von Pluto haben die Astronomen inzwischen aber rund tausend weitere eisige Objekte entdeckt, möglicherweise sind es hunderttausend, wie Bob Millis, der Direktor des Lowell Observatoriums, erklärt. "Man muss sich überlegen, ob Pluto nicht besser zu den Objekten des Kuiper-Gürtels passt", sagt auch Hal Weaver, Forschungsleiter des Projekts "New Horizons", das mit einer Raumsonde Pluto erforschen will. Sie soll im kommenden Jahr starten und ihr Ziel 2015 erreichen.

Erschwert wird die Debatte um den Planetenstatus von Pluto noch dadurch, dass es keine offizielle Definition für einen Planeten gibt. "Es ist eine Kontroverse, die hin und wieder mal aufflammt und auch wieder verschwindet", sagt Millis. "Mehr als die Frage, was ist Pluto, interessiert mich die Frage, wie ist Pluto?" Antwort darauf und vielleicht auch neue Erkenntnisse zur Entstehung des Sonnensystem soll das Projekt "New Horizons" liefern - allerdings frühestens in zehn Jahren. (APA/AP)