Graz - An das Schicksal tausender ungarisch-jüdischer
Menschen, die am Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nazis zuerst
zum Bau des so genannten "Südostwalls" gezwungen wurden und dann in
den Apriltagen 1945 quer durch Ostösterreich in Richtung KZ
Mauthausen getrieben wurden, wurde am Mittwoch in einer Grazer
Gedenkveranstaltung erinnert. Die Stadt Graz war damals eine
Zwischenstation eines Teils der Häftlinge. Auf Initiative des
oberösterreichischen Künstlers Christian Gmeiner finden über mehrere
Monate hinweg in rund 30 Orten Gedenkveranstaltungen statt.
"Das erste Mal habe ich bei einem Aufenthalt in Israel von einem
Überlebenden über die Todesmärsche erfahren. Es war für mich, der ich
in Österreich aufgewachsen bin und hier studiert habe, erschreckend,
dass die meisten meiner Landsleute keine Ahnung von dieser Tragödie
haben", erklärte Gmeiner. Dies sei der Grund für sein Engagement, die
Erinnerung an die durch Österreich getriebenen jüdischen Zwangsarbeiter und ihr grausames Schicksal aufrecht zu erhalten.
Gedenkveranstaltungen
Seit April 2004 führt Gmeiner gemeinsam mit namhaften jüdischen
und christlichen Zeitzeugen, ungarischen und österreichischen
Zeithistorikern und Politikern Gedenkveranstaltungen an rund 30 Orten
des damaligen Todesmarsches durch. Begonnen wurde das Projekt
"Mobiles Erinnern" im Vorjahr im Holocaust Museum in Budapest.
Ein zwei Meter hohes Stahlobjekt mit zwei Dreiecken aus gelbem
Stoff, die sich zum Davidstern zusammenfügen, bildet an allen
Stationen ein sichtbares - wenn auch nur temporäres - Gedenkzeichen.
Begleitende Informationsmaterialien sollen der Bevölkerung Ziel und
Inhalt der Initiative verdeutlichen.
"Gräueltaten nie vergessen"
"Besonders dankbar, dass an die Todesmärsche erinnert wird", zeigte
sich Gerard Sonnenschein, der Präsident der Jüdischen Kultusgemeinde
von Steiermark, Kärnten und Südburgenland (IKG) im Rahmen der
Gedenkfeier am Grazer Schlossbergplatz. Millionen Menschen seien von
den Nationalsozialisten umgebracht worden, weil sie Juden waren. "Was
sie zu erleiden hatten, überschreitet jegliche Vorstellungskraft", so
Sonnenschein, der einen Wunsch festhielt: "Wir alle müssen daran
arbeiten, dass diese Gräueltaten nie vergessen werden. Das kann uns
davor schützen, dass so etwas wieder passieren kann", so der
IKG-Präsident.
(APA)