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NHL-Commissioner Gary Bettman: "Jeder, der mit der National Hockey League in Verbindung steht, schuldet unseren Fans eine Entschuldigung dafür, nicht fähig zu sein, das zu erreichen, was für unseren Sport, unsere Fans und die Liga von Nöten ist. Es tut uns sehr Leid."

Foto: Reuters/ Segar
New York - In der National Hockey League (NHL) wird es heuer definitiv keine Spiele mehr geben. Das verkündete NHL-Commissioner Gary Bettman am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in New York. Damit fällt erstmals in der Geschichte des US-Sports eine gesamte Saison in einer Profi-Liga einem Arbeitskampf zum Opfer. Team-Besitzer und Spielergewerkschaft (NHLPA) hatten sich trotz unzähliger Verhandlungen seit Beginn des "Lockouts" im September bis zuletzt nicht auf die Schaffung eines neuen Rahmen-Kollektivvertrages ("Collective Bargaining Agreement") mit verminderten Gehaltsobergrenzen verständigen können.

Verhärtete Fronten

Die Teambesitzer hatten nach Auslaufen der alten Vereinbarung am 15. September die Einführung eines "Salary Cap" gefordert, der die Gehaltsobergrenze je Team mit 40 Millionen Dollar festsetzen sollte. Die Gewerkschaft hatte das bis zuletzt zur Gänze abgelehnt. Als letzten Rettungsanker kündigte die NHLPA aber am Montag an, einen 52-Millionen-Dollar-Rahmen zu akzeptieren. Das Angebot wurde sogar auf 49 Millionen nach unten revidiert, ehe sich die Fronten verhärteten und Bettman die Konsequenzen ziehen musste.

Liga-Boss Bettman niedergeschlagen

"Jeder, der mit der National Hockey League in Verbindung steht, schuldet unseren Fans eine Entschuldigung dafür, nicht fähig zu sein, das zu erreichen, was für unseren Sport, unsere Fans und die Liga von Nöten ist. Es tut uns sehr Leid", sagte der Liga-Boss niedergeschlagen.

"Keine andere Wahl"

"Als ich im September hier gestanden bin, habe ich gesagt, dass keine NHL-Spiele ausgetragen werden, bevor die wirtschaftlichen Probleme nicht gelöst sind. Heute ist es meine leidige Aufgabe festzustellen, dass bisher keine Lösung erlangt wurde. Es ist daher nicht länger sinnvoll, überhaupt nur eine verkürzte Saison durchzuführen. Ich habe keine andere Wahl, als die formale Absage der Saison 2004/05 zu verkünden."

Kein Stanley Cup 2005

Mit diesen Worten besiegelte Bettman, dass der prestigeträchtigen Stanley Cup 2005 erstmals seit 1919, als ein Grippe-Virus die Liga lahm gelegt hatte, nicht an das beste Eishockey-Team Nordamerikas vergeben wird.

Kostenexplosion

Die Eigentümer der 30 NHL-Klubs hatten über Verluste in Höhe von insgesamt 1,8 Milliarden Dollar im vergangen Jahrzehnt und 500 Millionen in den vergangenen zwei Jahren geklagt und daher in der neuen Vereinbarung Kostenreduktion der explodierenden Gehälter und vor allem Kostensicherheit gefordert. Eine von der Liga durchgeführte Studie hatte ergeben, dass mehr als 75 Prozent der Team-Budgets in die Spieler fließen, mehr als in jeder anderen US-Profiliga. Als Alternative hatte die NHL angeregt, Spielergehälter direkt an die Einnahmen der Liga zu koppeln. Das soll auch in die Verhandlungen für die Saison 2005/06 einfließen.

400 NHL-Cracks in Europa

Inzwischen verdienen an die 400 NHL-Profis vorübergehend ihr Geld in Europa, zehn davon in Österreich. Nach dem definitiven Saisonausfall können Meister KAC fix mit Dan Cloutier (Vancouver Canucks) und Mike Siklenka (Dallas Stars), der HC Innsbruck mit Brad Isbister (Edmonton Oilers), Vizemeister VSV mit Reinhard Divis (St. Louis Blues), Jason Krog (Anaheim Mighty Ducks), Ethan Moreau (Edmonton Oilers) und Eric Weinrich (St. Louis Blues) und Aufsteiger Salzburg mit Jay Pandolfo (New Jersey Devils), Marty Reasoner (Edmonton Oilers) und Rob Tallas (Boston Bruins) planen.

WM oder AHL?

Wie sich der Ausfall der gesamten Saison auf die Kader der Top-Nationen für die Eishockey-WM von 30. April bis 15. Mai in Wien und Innsbruck auswirken wird, bleibt hingegen abzuwarten. Neben National-Goalie Divis sind mit Thomas Vanek (Buffalo Sabres), Thomas Pöck (New York Rangers), Christoph Brandner (Minnesota Wild), Andre Lakos und Matthias Trattnig (beide Columbus Blue Jackets) fünf weitere Österreicher direkt vom "Lockout" betroffen. Mit Ausnahme von Divis (VSV) werden die ÖEHV-Cracks aber weiter in der American Hockey League (AHL) auf Torjagd gehen. (APA/Reuters)