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Endlich ist es so weit, der Frühling hat es tatsächlich geschafft, der Schnee ist geschmolzen und der Rollsplit beinahe überall weggekehrt. Jetzt macht Rad fahren wieder Spaß - beinahe. Denn zeitgleich zur Radfahr-Saison startet in Wien bekanntlich auch die intensive Städte-Touristen-Saison. Horden von Italienern, Japanern, Russen, Amerikanern und woher sie sonst noch kommen mögen, fallen über die Bundeshauptstadt herein. Das Problem dabei ist, dass Radfahrer und Touristengruppen ganz und gar nicht zusammen passen. Die Interessen können gegensätzlicher nicht sein. Die einen wollen schnell von einem Ort zum anderen kommen, die anderen sind gekommen um den Ort bis ins kleinste Detail zu betrachten. Und dennoch kreuzen sich die Wege öfter als mir lieb ist.

Denn abgesehen von den Fiakerfahrern, die, nur weil sie auf ihrem Kutschbock sitzen und die bessere Aussicht genießen, überzeugt sind, die Verkehrsregeln erfunden zu haben, und den gnadenlosen Taxifahrern, die die Straßen der Stadt als ihr Revier bezeichnen, sind ein sicherer Grantgarant zu Fuß gehende Touristengruppen. Ihre Konzentration gilt ausschließlich der Person, die sie durch die Stadt führt und sie dabei auf Sehenswürdigkeiten hinweist. Den Rest und alles drum herum würdigen sie kaum eines Blickes, ist ihnen egal. Hauptsache das Foto wird schön und jeder Schritt auf Video gebannt. Rücksichtslos bleiben sie auf Radwegen stehen oder queren diese ohne auch nur einmal nach links oder rechts zu schauen. Stur laufen sie ihrem Tourist Guide hinterher.

So wird dann auch mein Klingelsignal als Aufforderung zum Stillstand interpretieren - wer weiß, vielleicht ist das ja ein Hinweis auf etwas Interessantes. Brülle ich dann noch „Aaaachtung“, schauen sie nur verduzt. Wird dann die Vollbremsung nicht mehr rechtzeitig geschafft, kann ich mir auch noch das Gemötze über die rüpelhaften Radfahrer anhören. Hallo, gab es bei euch keinen Helmi im Kinderprogramm? Beim Fahrbahnqueren nach rechts und nach links schauen. Ist ja nicht schwer, oder? Übrigens bedeutet der große blaue Punkt mit dem weißen Fahrrad in der Mitte Radweg, gemacht für Radfahrer und nur für die, nicht für Fußgänger, nicht für Stillsteher, nicht für Autoparker, nur für Radfahrer. (grrost)