Bild nicht mehr verfügbar.

Hans-Peter Haselsteiner strebt nun auch die Übernahme der Stuttgarter Baufirma Züblin an.

Foto: AP/Wagner
Wien - Um es gleich vorwegzunehmen: Fragen zur Causa Prima dieser Tage, der Vergabe zum Neubau des EM-Stadions in Klagenfurt, waren bei der Pressekonferenz, die Bauholding-Strabag-Chef und Hälfteeigentümer Hans-Peter Haselsteiner am Dienstag anlässlich der Teilübernahme von Walter Bau gab, nicht zugelassen. Ein ORF-Kollege versuchte es ein letztes Mal mit: "Werden sie auch vom Büro für Innere Angelegenheiten des Innenministeriums abgehört?" "Das ist mir wurscht", antwortete Haselsteiner gereizt.

Bauvolumen von 1,2 Milliarden Euro

Nicht egal war ihm die Übernahme von Teilen der insolventen Walter Bau, die die Strabag mittels der dafür neu gegründeten Dywidag Holding erwirbt. Betroffen davon ist ein Bauvolumen von 1,2 Mrd. Euro und 4100 der insgesamt 9400 Walter-Mitarbeiter. Im Strabag-Konzern, der in Deutschland bereits durch die gleichnamige Tochter in Köln präsent ist, arbeiten künftig 43.000 Beschäftigte. Aus Kartellgründen muss Haselsteiner die profitable Österreich-Tochter (D&W) mit 250 Mitarbeitern und 60 Mio. Euro Umsatz verkaufen.

Züblin-Übernahme angestrebt

Die Übernahme der Stuttgarter Baufirma Züblin, an deren Totalübernahme zuletzt Walter Bau scheiterte, strebt auch Haselsteiner an. Der Kaufpreis wird nicht genannt. Die Finanzierung des Deals erfolgt über "die Hausbanken der Strabag", wie Haselsteiner betonte. Dazu gehört auch Raiffeisen; die Raiffeisen Holding NÖ-Wien und die Uniqa sind Hälfteeigentümer der Strabag. Außerdem könnte die seit drei Jahren laufende Unternehmensanleihe, die jährlich nominale 50 Mio. bringt (zwei Tranchen stehen noch aus) auf 75 Mio. aufgestockt werden. In Summe würden dann 125 Mio. Euro in die Kassen der Strabag gespült werden. Haselsteiner: "Aus der Portokassa zahlen wir den Kaufpreis nicht, er ist aber vertretbar für die Strabag." Die bisherige Expansion in den Osten wird nun gebremst.

Haselsteiners erklärtes Ziel ist es jedenfalls, die Nummer eins in Europa zu werden. Ob er das noch erlebt, weiß er zwar nicht, denn derzeit ist dort unangefochten Vini (Umsatz weltweit 20,5 Mrd. Euro), gefolgt von Bouygues, beide Frankreich, Skanska, Hochtief und Strabag mit heuer erwarteten 7,5 Mrd. Euro Umsatz (im Vorjahr sechs Mrd. Euro).

Verbesserung der Kostenstruktur erwartet

Von der Übernahme erwartet sich der Strabag-Chef eine "deutliche Verbesserung der Kostenstruktur". Sein Resümee: "Gekauft ist schnell, die unternehmerische Herausforderung ist es, die Firma erfolgreich zu integrieren." Das hat der Firmengründer Ignaz Walter offenbar nicht geschafft, denn der scheiterte laut Haselsteiner, weil er "zu spät auf die Krise reagiert und die Gefahr unterschätzt hat". (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.2.2005)