Für den erfolgsverwöhnten Chef und Hälfteeigentümer der Bauholding Strabag, Hans Peter Haselsteiner, lief es in den vergangenen Wochen gar nicht rund: In Kärnten liegt er bei der Vergabe des EM-Stadion-Neubaus nur an dritter Stelle. Und der Grünen-Abgeordnete Peter Pilz wirft ihm gar vor, im Zuge des Vergabeverfahrens Insiderinfos bekommen zu haben. Konkret: die Angebotsunterlagen der Konkurrenz.

Auch die enormen Bemühungen, bei der Mautgesellschaft Europpass einzusteigen, waren nicht vom Erfolg gekrönt. Haselsteiner und die nicht minder emotionalen italienischen Europpass-Eigentümer konnten sich nicht einigen, sodass die Asfinag schließlich neuer Eigentümer der Europpass wird.

Herrscherwille

Mitten in all den Aufregungen tat Haselsteiner, was er am besten kann: Er übernimmt Firmen - diesmal die insolvente Walter Bau. Vor einem Jahr noch nannte er Walter Bau einen "Hund voller Flöhe" und zeigte kein Interesse an einer Übernahme. Aber am Dienstag war es dann doch so weit. Vom Naturell, im Auftreten und vom Herrscherwillen her ist Haselsteiner dem bisherigen Walter-Bau-Besitzer Ignaz Walter jedenfalls mindestens ebenbürtig.

Dabei kam der 61-Jährige - unehelicher Sohn einer Lehrerin aus Wörgl - eher zufällig in die Baubranche. Nach dem Welthandelsstudium wurde er Wirtschaftsprüfer, lernte die Kärntner Bauunternehmertochter Ulrike Lerchbaumer kennen und heiratete sie. Nach dem Tod des Schwiegervaters übernahm er die Führung des Familienunternehmens Isola & Lerchbaumer.

Als dieses zur Illbau umgewandelt war, begann er zuzukaufen. Mittlerweile sind es mindestens 15 Firmen, die zum Konzern gehören. 1977 übernahm Haselsteiner den Kärntner Mitbewerber Soravia. 1998 kaufte die Bauholding die Mehrheit am mehr als doppelt so großen, defizitären, deutschen Strabag-Konzern. Etwa zur selben Zeit schaffte er seinen bisher größten Coup: Es gelang ihm, die kapitalstarke Raiffeisen-Gruppe (die Holding NÖ-Wien und die Uniqa) an Bord zu holen, die seither Hälfteeigentümerin der Strabag ist. Haselsteiner übernahm im Gegenzug die zur Raiffeisen-Gruppe gehörende, defizitäre Era Bau.

LiF-Niederlage als Tiefschlag

Schwer zu schaffen machte Haselsteiner die Niederlage des Liberalen Forums, dessen Finanzsprecher er war, bei der Wahl 1999. Solche Tiefschläge ist der Schloss- und Gutsbesitzer mit Wohnsitzen in Bozen und am Millstätter See nicht gewohnt.

Seit jeher war es sein Ziel, ein großer Player im europäischen Baugeschäft zu werden. Fragt sich, ob die ewige Wachstumsstrategie, mit dem Ziel, noch größer zu werden, die richtige ist, wenn große, erfolgreiche deutsche Baufirmen wie Hochtief oder Bilfinger Berger von Walter Bau lieber die Finger ließen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.2.2005)