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Nach der Ermordung Hariris fürchtet die Regierung um die Stabilität des Landes.

Foto: APA/EPA/Wael Hamzeh
Beirut – Die Autobombe, die am Montag den libanesischen Expremier Rafik Hariri und weitere 14 Menschen getötet hat, wurde von einem Selbstmordattentäter gezündet: Dies sagte der libanesische Innenminister Suleiman Franjieh am Dienstag nach ersten Untersuchungen zum Hergang des Verbrechens. So weise etwa der Umstand, dass sich der Bombenkrater in der Mitte der Straße befinde, darauf hin, dass die Bombe in einem fahrenden und nicht in einem parkenden Auto gezündet worden sei. Über die Urheber und mögliche Hintermän 2. Spalte ner des Attentates gab es freilich am Dienstag noch keine handfesten Erkenntnisse.

Umso größer ist die Nervosität. Nach der Ermordung Hariris fürchtet die Regierung um die Stabilität des Landes. Die Armee wurde nach einer Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrates unter Vorsitz von Staatspräsident Emile Lahoud in höchste Alarmbereitschaft versetzt.

Das öffentliche Leben kam am Dienstag zum Erliegen. Schulen, Geschäfte, Banken und Behörden blieben geschlossen, die Hauptstadt Beirut war wie ausgestorben. Die Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Anhänger des getöteten Ex-Regierungschefs versammelten sich vor dem Krankenhaus in Beirut, in das Hariris Leichnam gebracht worden war, und skandierten antisyrische Parolen. Bereits unmittelbar nach dem Attentat hatten Demonstranten Steine auf das Büro der syrischen Baath-Partei in Beirut geworfen.

Justizminister Adnan Addoum sagte, der Tathergang deute auf "ausländische Elemente" hin. Ein Verdächtiger wurde festgenommen, der nach CNN-Angaben möglicherweise Verbindungen zu Extremisten hat. Einzelheiten wurden keine bekannt.

In einem Video, das der arabische TV-Sender Al-Jazeera ausstrahlte, bekannte sich eine unbekannte islamistische Organisation zu der Tat; die Authentizität der Erklärung wurde aber angezweifelt. In einer am Dienstag im Internet veröffentlichten Erklärung wies eine Gruppe namens "Al- Kaida für die Levante" eine Beteiligung an dem Bombenanschlag zurück. Die Gruppierung beschuldigte den libanesischen, syrischen oder israelischen Geheimdienst, für die Tat verantwortlich zu sein.

Ein ranghoher israelischer Regierungsvertreter verdächtigte indes Syrien, hinter dem Anschlag zu stecken. Entweder seien die syrischen Geheimdienste direkt verantwortlich, oder es steckten "terroristische Gruppen" dahinter, die "mit Damaskus verbunden sind", sagte der Regierungsvertreter, der anonym bleiben wollte, am Dienstag in Jerusalem. Auch Israels Außenminister Silvan Shalom hatte Syrien der Drahtzieherschaft beschuldigt. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.2.2005)