Foto: Buchcover

Die Medizinjournalistinnen Ursula Goldmann-Posch und Rita Rosa Martin, beide selbst an Brustkrebs erkrankt – (ich möchte den beiden alles, wirklich alles Liebe für ihren Überlebensweg wünschen) - sammelten die fachlichen Grundlagen, die von Patientinnen für eine eigenverantwortliche Aufklärung und Krankheitsbewältigung benötigt werden. Verständlich und fachlich kompetent geschrieben und wunderbar übersichtlich geordnet ist ihr Überlebensbuch. Witzig ist es auch und immer wieder sehr berührend und traurig.

Ein Kaleidoskop an verschiedensten Informationen füllt die knallrote riesige Mappe. Beginnend bei den Diagnose- und Behandlungswegen bei Brustkrebs aufgeteilt in 8 Kapitel: Von Phase 1 - Verdacht! über Phase 4 – der große Einschnitt! - bis zu Phase 8 – nach der Therapie.

Allem voran: Wie erkenne ich überhaupt eine/n gute/n Brustspezialistin?

Dafür gibt es einen "Qualitätscheck Frauenärztin/arzt" und andere dieser "Quali – Checks" folgen. Was mir besonders gefällt: Keinerlei Seitenhiebe auf Alternativmedizin und andere nicht wissenschaftlich beweisbare Möglichkeiten von Behandlungen, im Gegenteil, auch dafür gibt es Checklisten und jede Menge Hinweise und Tipps.

Anregungen für den richtigen Umgang mit den Narben des Herzen und des Körpers, sowie Informationen zu den sozialmedizinischen Problemen runden dieses außerordentliche Werk zum Überleben mit Brustkrebs ab. Sehr brauchbar sind die Gesprächsnotizen mit vorformulierten Fragen zur gezielten Vor- und Nachbereitung der Gespräche mit der Ärztin und/oder dem Arzt. Ein Therapietagebuch enthält Adressenvordrucke, wertvolle Informationen zu den Laboruntersuchungen, Behandlungsprotokolle sowie Freiraum für persönliche Eintragungen.

Neueste medizinische Informationen (Stand 2004) werden in verständlicher Sprache vermittelt. Im Anhang befinden sich u.a. Anschriften von Fachgesellschaften, Selbsthilfegruppen, ein Studienwegweiser sowie ein ausführliches Glossar. Hinweise zum Thema Religion und Glauben – erstaunlich das Studienergebnis zum Thema "Beten" und das Altarbild "Die Knotenlöserin" - lassen auch Raum für die Dinge zwischen den Welten.

Besonders bemerkenswert finde ich die Vereinbarungen zwischen Ärtzin/Arzt und Patientin. Hier wird klar, dass es auch neue Umgangsformen zwischen Patientinnen und ÄrtzInnen gibt, geben kann. Diese Vereinbarungen sollten sie kopieren und auch ihren anderen ÄrtzInnen zukommen lassen. Auf diese Weise schließt sich hier der Kreis zu einer partnerInnenschaftlichen und konstruktiven Zusammenarbeit zwischen ÄrztInnen und Patientinnen.

Alles in allem: Informativ - kompakt - einfühlsam

Dieses "Fachbuch für Nichtmedizinerinnen" erfüllt genau die Bedürfnisse jener Frauen, die selber handeln wollen und nicht (mehr) behandelt werden wollen. Das Überlebensbuch ermutigt Frauen zu einem selbstbewussten Umgang mit der Krankheit und mit ihren vielen offenen und strittigen Fragen - auch gegenüber ÄrztInnen und Krankenkassen. "Denn es kann kein Ziel für uns sein, als höfliche Patientinnen zu sterben, aber es kann ein Ziel für uns sein, als wissbegierige aktive und fordernde Patientinnen mit Brustkrebs zu überleben." Alles in allem: Informativ - kompakt - einfühlsam.

Zu Risiken und Nebenwirkungen des Über-Lebensbuches Brustkrebs befragen sie nicht ihre Ärztin und Apothekerin und schon gar nicht ihren Arzt und Apotheker sondern nur sich selbst, Ihre "Innere Ärztin"! Leider gibt es keine Extra-Ausgabe für Österreich, Südtirol und die Schweiz, aber vielleicht gibt es die in der nächsten Auflage?!

Zu den Autorinnen

Ursula Goldmann-Posch, Jahrgang 1949, ist Redakteurin und Autorin mehrerer Sachbücher aus den Fachgebieten Medizin und Psychologie. Nach ihrer Brustkrebserkrankung im Juli 1996 rief sie die Patientinnen-Initiative "mamazone - Frauen und Forschung gegen Brustkrebs e.V." und die Stiftung "PA.T.H. - Patienten Tumorgewebebank der Hoffnung" ins Leben. Sie arbeitet ehrenamtlich in beiden Organisationen. Ursula Goldmann-Posch ist Autorin u.a. von "Der Knoten über meinem Herzen - Brustkrebs darf kein Todesurteil sein".

Rita Rosa Martin, Jahrgang 1956, ist Ärztin mit Berufserfahrung in Gynäkologie, Naturheilverfahren sowie Psychosomatik und seit Januar 2000 Medizinjournalistin in Hamburg. Die Mutter von zwei erwachsenen Kindern engagiert sich seit ihrer Brustkrebsdiagnose im Juli 2000 beruflich und ehrenamtlich im Kampf gegen Brustkrebs. Sie gründete 2001 die Patientinnen-Initiative "BREAST HEALTH - bewusst handeln gegen Brustkrebs e. V.", Hamburg. Rita Rosa Martin hat mehrere PatientInnenenratgeber geschrieben.