Platz 1: Rainer von Vielen: "Sandbürger"

Foto: Katrin Fessler

Platz 2: Christoph & Lollo: "Ich hasse die Menschen im Fernsehen"

Foto: Katrin Fessler

Platz 3: Kpunkt: "Verweigerung"

Foto: Katrin Fessler

Die Jury-Wertung im Detail auf protestsongcontest.at/

Grafik: Rabenhof

Wien – "Österreichische Talente müssen spielen, spielen, spielen". Mit diesem Hans-Krankl-Zitat versuchte Martin Blumenau noch das Ruder herumzureißen und überging das deutsche Siegerlied bei seiner letzten und entscheidenden Jury-Wertung. Rainer von Vielen siegte dennoch eindeutig, weil er gleich vier mal die höchste und einmal die zweithöchste Punktzahl für die "Sandbürger" einheimste. Moderator Dirk Stermann zu seinem FM4-Kollegen: "Ja, auch Krankl hat diese Weisheit bisher nicht zum Erfolg geführt".

"Ganslhaut"-Faktor

Im ausverkauften Rabenhof Theater wurde am Samstag abend von der prominent besetzten Jury (Sweet Susie, Andrea Dusl, Doris Knecht, Peter-Paul Skrepek, Hansi Lang, Martin Blumenau) der Sieger des zum zweiten Mal ausgetragenen Protest Song Contests gewählt. Von den zehn FinalistInnen wussten auch Christoph & Lollo trotz einiger Hänger mit ihrer Hass-Ballade auf die "Menschen im Fernsehen" zu überzeugen. "Obwohl man den Protest schon nach anderthalb Strophen kapiert hat, kann man nicht genug kriegen", so Knecht. Und Blumenau attestierte den Zweitplatzierten sogar den "Ganslhaut"-Faktor.

Die Statements dieser beiden Jury-Mitglieder ergänzten sich auch bei Kpunkt, die mit dem Punk-Rock-Song "Verweigerung" auf Platz Drei landeten: "Schweiß, Lärm und herausgebrüllte Rebellion" gefallen einer "alten Punk-Bitch" und auf der "Ton Steine Scherben"-Skala des Kollegen nahm der Song eine stolze Sieben ein.

Die Eins-Eins-Eins-Formel

Die Jury war mit dem Publikum allerdings nicht bei allem ganz einig: Der johlende Applaus für die Überspitzen und ihre Aufforderung "Geh Geh-rer" schaffte es nicht die Jury zu beeinflussen. Einzig Andrea Dusl schien von der einfachen Formel "Ein Text, ein Gegner, ein Protest" beeindruckt, blieb der Formel treu und vergab den einzigen Punkt. Damit schafften es die "zwei weiblichen Joan Baez" (© Hansi Lang) letztendlich nur auf den traurigen letzten Platz.

Schlechte Karten für die "Quoten-Frauen"

Wenig besser erging es Frauen-Band Henriette, die noch bei der Vorausscheidung mit ihrem Song gegen radikale Abtreibungsgegener das Kongresszentrum zum Glühen gebracht hatten: Die Blödeleien, ob die Schrittfolge mit kleinen Aussetzern nun Charme hatte oder "an das tanztheater homunculus erinnerte", doch lieber auszulassen, ermahnte erneut Dusl. Sie riet, den Song "auf einen Yuppie-Wohlfühl-Sampler" zu geben, damit "die Leute, die Wolfgang Schüssel wählen, auch mal zum Nachdenken kommen." Punkte vergab sie aber keine.

Auch dieses Jahr dominierten also die musikalischen Profis und man kann sich von den Veranstaltern für das kommende Jahr nur Eines wünschen: Die Kür eines Publikumssiegers per Applausometer, um den Hunger des "Volkes" zu stillen. (Anne Katrin Feßler)

Die weitere Reihung:

  • Platz 4: Lassiter: "Bilder des Widerstands auf dem Weg zur Freiheit"
  • Platz 5: Georg Bauernfeind: "Flugblatt-Gedicht"
  • Platz 6: Mike Blumentopf: "Protestsong 2005"
  • Platz 7: Bongoreggae: "Never give up the fight"
  • Platz 8: Flexevil: "Danke"
  • Platz 9: Henriette: "Mein Bauch gehört mir"
  • Platz 10: Die Überspitzen: "Geh-rer"

Die Favoriten der UserInnen sahen in diesem Jahr genauso wie im vergangenen ganz anders aus, hier siegte, ebenfalls wie bei der offiziellen Wertung im Rabenhof eine deutsche Band: Flexevil mit "Danke".