Illustration: Standard/Oliver Schopf
Wie es sich für einen gestandenen Elektrotechniker gehört, wurde Hermann Scharfetter schon in früher Jugend von einer heftigen Leidenschaft für alles Elektronische erfasst. "Seit meinem zwölften Lebensjahr habe ich Radios, Verstärker und Hi-Fi-Anlagen gebastelt - im ganzen Haus standen meine Werke herum." Dass der gebürtige Leobener mit dieser speziellen Neigung keine HTL, sondern eine neusprachliche AHS besuchte, hat seiner Karriere nicht geschadet: "Einiges an technischem Know-how hab ich mir schon früh selbst angeeignet und die Sprachausbildung hilft mir jetzt in der internationalen Kommunikation." Die Entscheidung für ein Elektrotechnik-Studium lag nahe, war durch sein wachsendes Interesse für Medizin dann aber doch nicht so einfach. Aus dem Dilemma gerettet hat ihn der Studienzweig Biomedizinische Technik, der an der Grazer Technischen Universität im Rahmen des Elektrotechnikstudiums angeboten wird - damit konnte er beides unter einen Hut bringen.

Auf das Problem des Flüssigkeitsmonitoring im medizinischen Bereich ist Scharfetter erstmals bei seiner Dissertation zu technischen Fragen der Dialyse gestoßen: "So bin ich auch zu den Leitfähigkeitsmethoden gekommen, die mich seit damals nicht mehr losgelassen haben." Ende 1999 ging der heute 38-Jährige mit einem Schrödinger-Stipendium nach Barcelona, wo er sich einer Forschergruppe anschloss, die wie er begonnen hatte, sich mit der Methode der Magnetischen Induktions-Tomografie (MIT) zu beschäftigten. Das Know-how aus diesem spanischen Lehrjahr brachte er - mittlerweile habilitiert - ans Grazer Institut für Medizintechnik.

Inzwischen hat er sich mit seinem kleinen Team eine internationale Top-Position bei der Entwicklung der MIT für medizinische Zwecke erarbeitet. Dennoch ist die Fortführung dieser Arbeit alles andere als gesichert: "Wenn wir aufgrund der brisanten Budgetsituation beim FWF keine Förderung mehr bekommen und auch keine Firma in die Weiterentwicklung dieser Grundlagenforschung investiert, stirbt das Projekt", meint Scharfetter. Trüben Gedanken gibt er sich trotzdem nicht hin, dafür hat er zu viele Pläne: Durch die Anschaffung einer 2,5 Millionen Euro teuren Hochfeld-Magnetresonanzanlage durch Medizinuni und TU entsteht in Graz ein Forschungsschwerpunkt für medizinische Bildgebung, von dem man sich Fortschritte etwa in Tumorerkennung und für Diabetologie erhofft. Scharfetter koordiniert dabei die Projekte an der TU. Was ihn dabei am meisten fasziniert? "Die Spulen! Im Magnetresonanz-Bereich muss man für Spezialanwendungen besondere Spulen bauen, die als Detektoren gebraucht werden. Mir ist es wichtig, die Entwicklung dieser Spezialspulen hier am Institut zu forcieren."

Die Wurzeln dieser Passion reichten weit zurück: "Ich hatte als Kind einen Elektrobaukasten, an dem mich am allermeisten eine prächtige, rot gewickelte Spule faszinierte!" Dass sich die Lust an der Elektronik in seiner Freizeit nicht einfach abstellen lässt, versteht sich von selbst. Liegen seine beiden kleinen Söhne und die Gattin längst im Bett, begibt sich Hermann Scharfetter in seinen Bastelkeller - dort baut er nächtens uralte Radios mit Original-Röhren aus der Vorkriegszeit nach. (Doris Griesser, DER STANDARD, Print, 12.2.2005)