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In der südkoreanischen Hauptstadt Seoul demonstrierten am Freitag tausende Menschen gegen das nordkoreanische Atomwaffenprogramm und gegen das Regime in Pjöngjang. Nordkorea hatte zuvor erklärt, im Besitz von Atomwaffen zu sein.

Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon
Das Regime in Pjöngjang sucht nach der Erklärung, Atomwaffen zu besitzen, den Schulterschluss mit dem Iran. Der australische Premier John Howard nannte den angekündigten Rückzug Nordkoreas aus den multinationalen Atomgesprächen einen Bluff.

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Pjöngjang hat auf seine eigene internationale Isolierung nach dem angekündigten Ausstieg aus den Sechs-Länder-Verhandlungen demonstrativ mit einer Solidaritätserklärung für den Iran reagiert.

Nordkoreas Führung sprach dem islamischen Staat seine Unterstützung aus. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtete am Freitag, dass hohe nordkoreanische Funktionäre der iranischen Führung zum 26. Jahrestag ihrer Revolution gratuliert haben. Parlamentspräsident Kim Yong Nam pries den Iran für seine "Verteidigung der Souveränität gegen alle Pressionen und Herausforderungen".

Mit dem Schulterschluss wollte Pjöngjang offenbar davon ablenken, wie stark es von der weltweiten Kritik und der einstimmigen Aufforderung, es solle an den Verhandlungstisch zurückkehren, überrascht wurde.

Die Warnung von US-Außenministerin Condoleezza Rice, dass sich Nordkorea mit seinen einseitigen Aktionen nur noch weiter isolieren würde, erfüllten sich rascher als Pjöngjang erwartet hatte. Selbst von Peking, dem Moderator der seit 2003 geführten Verhandlungsrunden und einzigen politischen Verbündeten des stalinistischen Staates, hörte es nur die distanzierte Äußerung, China hätte die Erklärungen Pjöngjangs "zur Kenntnis genommen".

Nordkorea wurde von einem Sprecher des Pekinger Außenministeriums erinnert, dass China die "koreanische Halbinsel atomwaffenfrei halten will". Peking schickt Minister Wang Jiarui nach Pjöngjang, um Nordkorea zur Änderung seiner Haltung zu bewegen.

Es verwies darauf, dass Pjöngjang vorhabe, nur so lange den Sechser-Gesprächen fern zu bleiben, bis es überzeugt werden kann, dass "Bedingungen und Atmosphäre gut genug sind, um positive Resultate erwarten zu können". Neben China sprachen sich auch die anderen Teilnehmer der Sechser-Gespräche, die USA, Russland, Japan und Südkorea für eine Fortsetzung der Atomverhandlungen aus. Südkoreas Außenminister Ban Ki-Moon traf gestern in Washington ein. Nächste Woche treffen sich US-Politiker mit japanischen Kollegen.

Nordkorea blufft

Die Erklärung Nordkoreas, Atomwaffen zu besitzen, könnte nach Ansicht der australischen Regierung aus strategischen Gründen bewusst übertrieben sein. Nordkorea versuche mit dieser Mitteilung und dem Rückzug aus den Atomgesprächen offenbar einen Bluff, sagte Ministerpräsident John Howard.

Außenminister Alexander Downer erklärte, Nordkorea beabsichtige wohl, sich eine bessere Verhandlungsposition zu verschaffen. Indes wurde bekannt, dass Nordkorea im vergangenen Monat 70 von China abgeschobene Flüchtlinge hingerichtet hat. (Johnny Erling/DER STANDARD, Printausgabe, 12./13.2.2005)