Aber obwohl uns auf Druck der USA bereits zu Kriegsbeginn empfohlen wurde, den Irak zu verlassen, auch wenn es riskanter geworden ist zu informieren – wir müssen gegen die Militarisierung der Information auftreten, um die Realität bekannt zu machen. So wie es Florence riskiert hat, in Afghanistan, Algerien oder im Irak."
Zwei Wochen nach diesem Kommentar wurde auch Sgrena in Bagdad zur Geisel. Seit letztem Freitag befindet sie sich in der Hand noch unbekannter Entführer. "Wir stellen uns darauf ein, dass es lange dauern könnte", sagt manifesto-Redakteur Loris Campetti.
Der langjährige Fiat-Chronist macht vorübergehend den Pressesprecher in einer aufgewühlten Redaktion. Die linke römische Tageszeitung, die seit 1971 von einer Genossenschaft verlegt wird, hat viele Krisen bewältigt, auch ein politisches Attentat vor vier Jahren. Aber die Entführung ihrer 56-jährigen Kollegin belastet wie selten bisher. "Es ist ein Wunder, dass wir jeden Tag erscheinen."
Hunderte Anfragen von Redaktionen sind zu beantworten, ohne dass gesicherte Informationen über das Schicksal Giulianas vorliegen würden. Ein Mittelsmann soll sie zweimal lebend gesehen haben, aber es gibt nicht einmal Forderungen der Ent^führer.
Seit 20 Jahren schreibt Sgrena für den manifesto. Als Korrespondentin gilt ihr Hauptinteresse Krisenherden in Nordafrika und Nahost: Algerien, der ehemaligen italienischen Kolonie Somalia, Afghanistan, Iran und Irak. Vier Bücher hat sie zu diesen Regionen veröffentlicht. Seit Beginn dieses Irakkrieges schreibt sie auch für die Hamburger Zeit.
Das Echo auf ihre Entführung ist erstaunlich. Die drei führenden islamischen Verbände in Deutschland traten für Sgrenas Freilassung ein und dabei erstmals gemeinsam gegen den Terrorismus auf. Al Jazeera sendet täglich ein rasch produziertes Video des manifesto, indem Sgrenas "Unabhängikeit, ihr pazifistisches und ziviles Engagement" gezeigt wird.