Wien - Das "Jahr des Sammelns" hat das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (Mumok) ausgerufen. Von Sommer 2005 bis Sommer 2006 geht man in eine Diskursoffensive über zeitgemäße Strategien in der Sammlungspolitik staatlicher Museen. Ausstellungen sollen private Sammlungen - etwa die der EVN und der Erste Bank Gruppe - der hauseigenen gegenüberstellen. In öffentlichen Diskussionen geht es um Perspektiven für die Wiener Museumslandschaft - allerdings nicht als "Panikreaktion" auf die derzeitige Debatte, so Direktor Edelbert Köb auf einer Pressekonferenz am Freitag.

Symposion zu Strukturproblemen

Als Auftakt veranstaltet das Museum vom 3. bis 5. Juni ein Symposion über die "historisch gewachsenen Strukturprobleme der Wiener Museumslandschaft", die "Perspektiven eines Wiener Museums für moderne und zeitgenössische Kunst" und Museumsstrukturen international bedeutender Museen. Ankaufstrategien nach dem Zerfall klassischer Gattungen werden ebenso diskutiert wie die räumliche Erweiterung von Sammlungen. Am 8. und 9. Oktober werden anlässlich der Ausstellung "Sammeln in Österreich" Kooperationen zwischen öffentlichen Museen mit Privat- und Firmensammlungen thematisiert und ökonomische Hemmnisse der Sammlertätigkeit in Österreich behandelt.

Privatsammlungen als Vergleich

Als Anschauungsmaterial zur forcierten Debatte werden erfolgreiche Privatsammlungen als Vergleich zu den öffentlichen im Museum gezeigt. Den Anfang macht "Nach Rokytnik - Die Sammlung der EVN" (3. Juli bis 18. September). Die EVN hat seit Jahren Experten mit dem Aufbau der hauseigenen Sammlung beauftragt, eine "Verknüpfung von Ökonomie und Kunst findet dort längst statt", wie Kurator Rainer Fuchs betonte.

Vom 7. Oktober bis 27. November gewährt man "Einblicke in österreichische Privatsammlungen". Rund 80 eher unbekannte private Sammlungen hat Kuratorin Eva Badura-Triska recherchiert und will neun bis vierzehn im Museum präsentieren. "Die Sammler waren sich teilweise ihrer öffentlichen Rolle kaum bewusst", so Badura-Triska.

"Kontakt", die Sammlung der Erste Bank Gruppe (von 9. März 2006 bis 18. Juni 2006) sei besonders wegen der Integration der zentral- und osteuropäischen Kunst interessant, schließe doch da eine private Institution eine "kunstgeschichtliche Lücke", wie Fuchs meinte. Der Schwerpunkt der gerade im Aufbau befindlichen Sammlung liegt auf konzeptuellen Arbeiten. Der Künstler Palmen Dejanoff zeigt mit "Sammeln als künstlerische Strategie" zeitlich parallel das kreative Potenzial Zusammentragen und neue präsentieren von Kunst.

Auf Fotografie konzentrieren

Die eigene Sammlungstätigkeit will das Mumok 2005/2006 auf die Schaffung eines Schwerpunktes für künstlerische Fotografie konzentrieren und in einer finalen Ausstellung vom 6. Juli 2006 bis 1. Oktober 2006 dem Publikum präsentieren. Aus dem eigenen Haus, das "mit dem Thema auch die eigenen Geschichte, die Entstehung aus einer Privatsammlung heraus reflektiert", so Fuchs, werden Meisterwerke aus der Sammlung Ludwig gezeigt (14. Juli bis 18. September), "Nouveau Realisme" vom 21. Juli bis zum 30. Jänner 2006. Neue abstrakte Malerei aus Österreich unter dem Titel "China retour" ist vom 15. Dezember bis 19. Februar 2006 zu sehen, und ab Februar 2006 soll es noch einen "Focus" zu Body Art, Fluxus und Concept Art geben.

In der langfristigen Planung hat das Mumok Ausstellungen zu Anselm Kiefer, Erwin Wurm, Ives Klein und zur klassischen Moderne geplant. (APA)