Wenn ein Protestierender von einer Jury bevollmächtigt wird, sein Aufbegehren öffentlich auf einer Bühne kundzutun - wenn also attestiert wird, so gut zu sein, dass ein noch größeres Publikum Augen- und Ohrenzeuge der formulierten Ablehnung werden sollte, wie "offiziell" ist dieser Protest dann?

Weder die Vorausscheidung zum ersten österreichischen Protest Song Contest, die am 31.1. stattfand, noch das Finale, das heute mit nur mehr zehn Teilnehmern - aus ehemals 250 Einsendungen - im Rabenhof bestritten wird, konnte noch wird aus dieser Frage ein Problem machen.

Grafik: Rabenhof/Christian Gallei

Dennoch: Einer wird heute nach der Wahl durch die Jury, - deren Mitglieder noch unbekannt - von Stermann & Grissemann zum Protestkönig (Königin ist keine dabei) gekrönt werden. Dieser darf nicht nach Miami fahren und auch keine Platte mit einem "Wolf" aufnehmen.

Was wir aber nach dieser Kür durch die Fachjury nicht wissen: Wer ist eigentlich Ihr Favorit? Welchen Protest haben Sie zu Ihrem eigenen gemacht? Bei welchem Refrain haben sie am lautesten mitgesungen? Oder: Welchen Song würden Sie gerne im Parlament auf der Zuschauertribüne singen?

Zu diesem Zweck gibt es hier die Möglichkeit, alle Songs kurz kennenzulernen und anschliessend bei der Umfrage mitzumachen.

Grafik: Rabenhof/Christian Gallei

Nachdem nicht von allen Kandidaten Fotos aufzutreiben waren, wurde im Sinne der Chancengleichheit in dieser Ansichtssache gleich völlig darauf verzichtet. Sie können gerne dagegen protestieren (Tipp: Bilder"ver-zückte" sollen danach googeln). - Bei der Vorausscheidung durfte - da einige Lieder nur von CD und nicht live gespielt wurden - die Bühnenperformance auch nicht gewertet werden.

Und obwohl - oder weil - manch ein Jury-Mitglied angesichts einiger visuell ganz famosen Darbietungen seine Befangenheit erklärte, ergatterten ganze sieben Songs von der Konserve eine der raren Finalplätze. Darunter auch die Abt. Liedermaching aus Deutschland. Wegen der streng alphabetisch gereihten Starterliste müssen sie als Erste auf die Bühne, des heute - zwecks Fassungsvermögens - unbesesselten Rabenhofs springen.

>>>Zum Reinhören: Protestsong

Hilfe: Wenn sich Lied nicht sofort abspielt, im Popup-Fenster den "Öffnen"-Button auswählen.

Alle Songs sind in gleicher Länge auch auf der offiziellen Protest Song Contest-Seite zu hören.

Grafik: Rabenhof/Montage: derStandard.at

Zum ersten Mal zu Gesicht bekommen wird das Publikum auch die Band Autlaw, die mit "A Gringo like me" den Reigen der Songs eröffnet, die George W. Bush gewidmet sind.

>>>Zum Reinhören:
A Gringo like me

Grafik: Rabenhof/Montage: derStandard.at

Wie es sich anhört, wenn die Angelobungsrede für die schwarz-blaue Regierung durch den Noch-Bundestommi auf Juliane Werdings "Am Tag als Conny Kramer starb" aus dem Jahre 1972 trifft, spielen die Österreicher Binder-Krieglstein vor.

>>>Zum Reinhören:
Alles Verloren

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Die Performance von Christian & Michael wäre, angesichts nicht absehbarer spontaner Kleider-Entledigungen, in den USA - wenn auch nicht abgesagt, so doch zumindest auf die Zeit zwischen 22 und 6 Uhr verlegt worden. Für die Zeit nach dem Protest Song Contest ist eine Zweitkarriere von "Willkommen in der Welt des Schmerzes" als offizielle Hymne von Schlingensiefs "Church of Fear" nicht ausgeschlossen.

>>>Zum Reinhören: Willkommen in der Welt des Schmerzes

Grafik: Rabenhof/Montage: derStandard.at

Ein oder eine weitere Conny des Abends punkt kurz und bündig über eine Party-Bekanntschaft. Die Jury wünschte sich bei der Vorausscheidung fast einstimmig, dass Conny Chaos und die Retortenkinder beim Finale entweder eine zweite Strophe oder auch ein fulminantes Gitarren-Solo zum Besten geben werden. Aber auch die Endlos-Schleife des Refrains würde sicher freudig honoriert.

>>>Zum Reinhören: Lisi Gehrer

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Mit Nummer 06 zeigt Georg Freizeit (mit oder ohne die Rosaroten), wie es klingt, wenn "Herbert Grönemeyer bei den Pogues" mitsingen will. So verglich zumindest Jury-Vorstand (am 31.1.) und FM4-Veteran Fritz Ostermayer eines seiner favorisierten Lieder und verkannte dabei, dass er einen talentierten "Erben" des Scherben-Sängers und Rio-"König von Deutschland"-Reiser neben sich sitzen hatte.

>>>Zum Reinhören:
Die Weisheit mit dem Löffel

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Die Lokalmatadoren "monochrom" beklagen in "Ich will Planwirtschaft" ihr Leid mit zu vielen Joghurts im Supermarkt. Neben dem großen Bekanntheitsgrad und der russischen-Militär-"Big-Band"-Performance wirkt vermutlich auch der Bekanntheitsgrad der Komposition erfolgssteigernd: Die "Monochromen" schmettern ihre Proteste zu Joan Jett's "I love Rock'n Roll".

>>>Zum Reinhören:
Ich will Planwirtschaft

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"Das musste mal jemanden einfallen" lobte die Jury die vertonte Wortschöpfung "Son of a Bush" durch Robin Hook. Jetzt fehlt nur noch, dass einem großen Rest der Welt einfällt, dass dies ein Schimpfwort ist.

>>>Zum Reinhören: Son of a B.

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Auch die Mutter aller Song Conteste, der Grand Prix Eurovision de la Chanson, durfte Pate stehen für einen Protestsong. "Nicole" siegte 1982 in Harrogate und inspierierte wegotim zu diesem Liedchen, bei dem man sich zum Beispiel George W. trällernd in der Badewanne auf seiner Ranch vorstellen kann.

>>>Zum Reinhören:
Ein bisschen Kriegen

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Gar nicht gut mit eben genanntem meint es eine Wilde 13 aus Deutschland und führt uns daher mit dem "Affensong" ein schreckliches Zukunfts-Szenario vor Augen, schließt das Bush-Protest-Kapitel und beendet den Teilnehmerbewerb. Der musikalische Protest am 70. Jahrestage der politischen Februarunruhen ist aber damit noch nicht zu Ende: Das Rahmenprogramm in der Pause bis zum "Voting" steuern Sigi Maron, Stefan Weber und ein Arbeitergesangsverein bei.

Bei allem Protest, sagen Sie einmal "Ja" und helfen sie mit den - unprämierten - Publikums-Preis derStandard.at-UserInnen zu ermitteln. (Katrin Fessler)

>>>Zum Reinhören: Affensong

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>>>Zur Umfrage: Wer ist Ihr Protest-Favorit?

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Link: Protest Song Contest

Grafik: Rabenhof/Montage: derStandard.at