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Seismometer registriert Erdbewegungen. Das weltweite Netz von Messstationen der Wiener UN-Kontrollstelle für Atomwaffentests soll bei Tsunami-Frühwarnsystem helfen.

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Wien - "Wir werden einen wesentlichen Beitrag für die geplante Tsunami-Frühwarnzentrale im Indischen Ozean übernehmen", bestätigte Bernhard Wrabetz, Kabinettchef der Wiener UNO-Organisation zur Überwachung des Atomtestsperrvertrages, am Freitag einen entsprechenden Bericht von Science-Online des ORF: Die Comprehensive Test Ban Treaty Organization (CTBTO) will 321 primär seismische Beobachtungsstellen rund um den Globus platzieren. Diese sollen durch Atomwaffenzündungen ausgelöste Beben registrieren und lokalisieren. "Mehr als die Hälfte aller vorgesehenen Messstellen sind heute bereits weltweit installiert und arbeiten. Damit lassen sich auch Tsunami auslösende Seebeben registrieren", erklärte Wrabetz.

Für eine mögliche Frühwarnung werde derzeit gerade das System der CTBTO um- und ausgebaut. Wie in allen seismologischen Zentren der Welt laufen auch in den Büros der Kontrollstelle in der Wiener UNO-City die ersten Daten über Bebenwellen nur wenige Minuten nach den Erdstößen ein - und zwar von allen derzeit rund 170 Messstationen. Eine händische Analyse der Daten würde zu lange dauern, also ist die Auswertung automatisiert: Eine spezielle Software analysiert die Informationen. "Aus diesen Rohdaten können wir heute bereits nach knapp zwei Stunden Bebenstärke und Ort des Geschehens bestimmen", sagt Wrabetz. Mit dem derzeit laufenden Ausbau der Rechenleistung könne diese Analysezeit wahrscheinlich auf nur noch 15 Minuten verkürzt werden - damit werde auch eine effiziente Frühwarnung möglich.

Aber noch etwas muss geändert werden: Die Software ist derzeit noch auf Bebenstärken zwischen zwei und drei auf der Richterskala zugeschnitten. "Weil sich Beben, die durch Atomwaffentests ausgelöst werden, in diesem Stärkebereich abspielen", erklärt Wrabetz. An einer neuen Software, die aus den Rohdaten auch Starkbeben - ab etwa 7,3 nach Richter können Tsunamis entstehen - herausfiltert, werde ebenfalls gebastelt.

"In etwa zwei bis drei Monaten" sei man soweit, dass für mögliche Tsunamis zumindest relevante Rohdaten über Bebenstärke und Lokalisation beinahe in Echtzeit, also nur wenige Minuten nach den Erschütterungen, via Satellitenkommunikation an ein Frühwarnzentrum im Indischen Ozean weitergeleitet werden können. In etwa einem Jahr sei dann sogar mit der Übermittlung der bereits voranalysierten Daten zu rechnen. Für die entsprechende Datenübertragung programmiere die World Meteorological Organization (WMO) gerade ein paar ihrer Wettersatelliten um, und platziere einige auch geostationär über dem Risikogebiet. Was noch fehle, sei eine Zentrale für den Indischen Ozean - in dem nur noch einige Warnbojen unter Wasser installiert werden müssten, deren Daten mit den Wiener Infos dann zu kombinieren seien. Noch hätten sich die Anrainerstaaten aber nicht auf einen Standort für eine Warnzentrale, über die auch die Bevölkerung im Ernstfall alarmiert werden soll, einigen können. In Thailand und Indonesien gebe es Kapazitäten und Einrichtungen, die man nur ausbauen und aufrüsten müsste. (fei/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6. 2. 2005)