Bild nicht mehr verfügbar.

Die IV glaubt: Qualität des Unterrichts wäre ohne Lehrerpragmatisierung besser

Foto: APA/dpa/Weihrauch
Die Lehrer-Pragmatisierung ist für die Industriellenvereinigung (IV) einer jener Missstände im Bildungsbereich, die im Zuge der nach dem PISA-Schock ausgebrochenen Diskussion über eine Schulreform beseitigt werden sollten - wenngleich man sich damit in das "Minenfeld des Lehrerdienstrechts" begebe, erklärte dazu IV-Bildungssprecher Holger Heller am Freitag vor Journalisten in Wien. Generell betrachtet der Experte die Ergebnisse der PISA-Studie als Chance, nötige Veränderungen auch gegen die Stimmen von permanenten Verhinderern durchzusetzen.

Glück oder Zufall

"Personalhoheit" für die Schulen lautet eine der Forderungen des von der IV präsentierten Papiers "Schule.Neu.2012". Im Augenblick sei es mehr oder weniger Glück oder Zufall, wenn es in einer Schule eine homogene Gruppe an Lehrern gibt, die an einem Strang zieht. Es sollte aber künftig möglich sein, dass sich ein Direktor eine derartige Gruppe bewusst zusammenstellt und sich entsprechende Leute aussucht. Im Gegenzug müsste es auch möglich sein, "sich zu trennen". "Es ist mir klar, dass die Pragmatisierung für den Einzelnen ganz nett ist und dass dafür gekämpft werden wird, aber einzusehen ist es nicht, warum ein Lehrer pragmatisiert sein soll", sagte Heller.

Neue Modelle

Bezüglich der Direktoren sei zu überdenken, ob sich diese stets aus der Lehrerschaft rekrutieren müssten, so der Experte. Für ein professionelles Schulmanagement mit Personalhoheit und Globalbudgets - wie von der IV gefordert - müssten auch andere Modelle erwogen werden.

Laufende Kontrolle

Als besonders wichtige Forderung des Papiers betrachtet Heller die laufende Evaluierung von Schulen und Schülern. Es sei nicht mehr zeitgemäß, dass Lehrende und Überprüfende stets die gleichen Personen seien und bestenfalls zur Matura ein externer Prüfer beigezogen werde. Regelmäßige Evaluierungen einmal pro Semester oder besser noch alle drei Monate hätten zudem den nützlichen Nebeneffekt, dass Lehrer und Schüler zu einer "Zweckgemeinschaft" zusammenwachsen. Oder anders ausgedrückt: Schlechte Ergebnisse schaden, gute nützen beiden Partnern. Wie solche Evaluierungen ausschauen sollten, müsste noch geklärt werden.

Interessante Ansätze

Inhaltlich sollte bei fälligen Reformen vor allem auf den Bereich der Naturwissenschaften und Mathematik besonderes Augenmerk gelegt werden. Beim jetzigen System werde zu wenig Interesse für diese Fächer geweckt. Etwa in der Mathematik sei das vielfach praktizierte "Herunterrechnen von Schemata" abzustellen. Etwa in der Montessori-Pädagogik gebe es interessante Ansätze, wie das Interesse von Schülern geweckt werden könne.

Als Zeitrahmen nennt das IV-Papier, dass bis zur PISA-Studie 2006 etwa beim Erhebungsschwerpunkt Naturwissenschaften "klare Anzeichen von Fortschritten" sichtbar sein sollen. Bis PISA 2009 müsste dann eine signifikante Rangverbesserung erzielt werden, bis PISA 2012 möchte die IV Österreich wieder unter den Top-Ländern sehen. (APA)