Washington - In den tiefsten Tiefen des Ozeans, rund
11.000 Meter unter dem Meeresspiegel, haben japanische Forscher eine
überraschende Fülle bisher unbekannter Lebewesen entdeckt. Die im
Marianengraben im Pazifik gefundenen Tiere zählen zu den winzigen
einzelligen Kammerlingen (Foraminifera). Fast alle der 432
untersuchten Exemplare sind besonders zierlich und haben im Gegensatz
zu ihren Verwandten in weniger tiefen Gebieten eine weiche Außenwand.
Die Forscher um Yuko Todo von der Universität Shizuoka stellen die
Einzeller im US-Fachjournal "Science" (Bd. 307, S. 689) vom Freitag
vor.
Die Mehrzahl der Tiere sei braun und röhrenförmig, einige hätten
zwei oder mehrere Kammern. Diese Einzeller scheinen das
charakteristische Ökosystem in diesen Tiefen zu bilden, schreiben die
Forscher. Das Team hatte in 10.896 Metern Tiefe Proben im oberen
Zentimeter des Sediments entnommen und 432 Kammerlinge entdeckt. Die
Dichte von 449 Tieren pro zehn Quadratzentimetern sei höher als in
vielen anderen Tiefseegebieten.
Ohne harte Schale
Bisher waren rund 4.000 Arten der zu den Wurzelfüßern gehörenden
Kammerlinge bekannt. Im Gegensatz zu ihren Verwandten in seichteren
Gewässern haben die Tiere im tiefen Pazifik jedoch keine harten
Schalen. Kammerlinge mit Kalk haltigen Schalen können in den Tiefen
nicht existieren, weil das Wasser dort zu wenig Kalziumkarbonat hat.
Der Marianengraben sei erst in den vergangenen sechs bis neun
Millionen Jahren derart in die Tiefe gewachsen, so dass sich die
Arten wahrscheinlich auch erst in dieser Zeit allmählich an die
zunehmenden Tiefen angepasst hätten, schreiben die Forscher.
(APA/dpa)