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Blick durch ein Fenster der Gemelli-Klinik in Rom, in der sich Notfallmediziner um den Papst bemühen - näher kamen Kameras zuletzt nicht an das Kirchenoberhaupt heran.

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Johannes Paul II: Seine Gesundheit ist angegriffen, doch der Vatikan beruhigte.

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Der Heilige Stuhl gibt Entwarnung: Der Zustand von Papst Johannes Paul II., der mit Kehlkopf-Entzündung und Atembeschwerden in einer römische Klinik liegt, sei stabil. Dennoch brodelt die Gerüchteküche um die Nachfolge des Pontifex.

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Rom/Vatikanstadt - Dutzende Carabinieri, Reporterscharen, betende Gläubige, Nonnen mit Blumensträußen - der Menschenandrang vor dem Policlinico Agostino Gemelli war eine Wallfahrt der besonderen Art. Dorthin war Papst Johannes Paul II. am Dienstagabend mit Kehlkopf-Luftröhrenentzündung, Kehlkopfkrämpfen und Atembeschwerden gebracht worden. Tags darauf gab der Vatikan Entwarnung - vorerst. Es gebe "heute keinen Grund zur Beängstigung", sagte Joaquin Navarro-Valls, der Sprecher des Heiligen Stuhls, am Mittwoch. Der Heilige Vater werde aber noch mehrere Tage im Spital bleiben.

Navarro-Valls erklärte nach einem Besuch im Spital: "Wir können ruhig sein." Die Werte von Herz, Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel bewegten sich beim Papst "im Rahmen des Normalen". Der 84-Jährige habe nur "sehr wenig" Fieber und bereits eine Messe mit seinem Sekretär Stanislaw Dziwisz zelebriert. Das Kirchenoberhaupt soll sogar schon wieder seine Arbeit aufgenommen und mehrere Bischöfe ernannt haben.

In einem Bulletin des päpstlichen Ärzteteams hieß es: "In der vergangenen Nacht sind die atmungsunterstützenden Therapien fortgesetzt worden, die eine Stabilisierung des Krankheitsbildes erlaubt haben." Laut dem Vatikan sollte es keine weiteren ärztlichen Bulletins geben, solange sich der Zustand des Heiligen Vaters nicht verändert.

Johannes Paul soll sich zunächst gesträubt haben, ins Krankenhaus zu gehen. Die Entscheidung wurde offenbar von seinen engsten Beratern und auf Anraten seines Leibarztes Renato Buzzonetti getroffen. Zuletzt war Johannes Paul II. Sonntag öffentlich aufgetreten. Dabei erschien er heiser, aber ansonsten in guter Verfassung. Wegen des grippalen Infektes hatte er allerdings alle folgenden offiziellen Termine für die kommenden Tage abgesagt.

Gruppen von Pilgern versammelten sich indes im Petersdom, um für den kranken Papst zu beten. Aus aller Welt trafen im Vatikan Tausende Genesungswünsche ein.

Die Erkrankung löste erneut eine Nachfolgedebatte aus. Als aussichtsreiche Kandidaten gelten die "Lateinamerikaner" Kardinal Dario Castrillon Hoyos aus Kolumbien oder Oscar Andres Rodriguez Maradiaga aus Honduras. Im Gespräch sind auch der Erzbischof von Mailand, Dionigi Tettamanzi, der Kuriensekretär Jean-Louis Tauran sowie Kardinal Joseph Ratzinger, zuletzt immer wieder als "Übergangslösung" gehandelt. Er ließ seine Anwartschaft klar dementieren. (red/DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2005)