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In den Trainingsläufen zur Abfahrt ist die Stimmung weit unter dem Gefrierpunkt.

Foto: APA/AP/Bruno
Bormio - Die WM-Organisatoren in Bormio haben erstmals grobe Marketingfehler zugegeben, ihre Reaktion auf Kritik an hohen Preisen und fehlenden Zuschauern ist aber halbherzig ausgefallen. Statt die horrenden Eintrittspreise zu halbieren, wurden die Medien gebeten, von perfekt befahrbaren Pisten zu berichten. "Wir wollen niemand benachteiligen, der schon Karten gekauft hat", erklärte WM-Geschäftsführer Maurizio Gandolfi und sprach endlich ein wahres Wort: "Unsere Einschätzungen haben nicht gestimmt, zwischen Fußball und Ski besteht ein großer Unterschied."

Womit Gandolfi wohl eines der Kernthemen für die Probleme dieser Alpin-WM im Valtellin ansprach. Zwar wird der Tunnel vom Norden her ab nun 24 Stunden geöffnet und von Mitternacht bis sechs Uhr früh sogar gratis befahrbar sein. Auch dass Schulkinder ab sofort nur noch einen Euro Eintritt bezahlen, ist nett. Für wirklich grundlegende Maßnahmen, um im schneelosen und verstaubten WM-Ort doch noch Stimmung zu erzeugen, ist es aber längst zu spät.

Und es häufen sich die Stimmen die meinen, das sei ohnehin besser so. Der Ort mit seinen vielen kleinen Herbergen und wenigen Hotels ist ohnehin ausgebucht, bei vermehrten Verkehrsaufkommen würde sowieso alles zusammen brechen.

Speziell auf den kurvigen und engen 13 Kilometern von Bormio nach Santa Caterina, wo die Damenrennen stattfinden. Ein Bus genügt, um in den beiden einspurigen Ortsdurchfahrten einen Stau zu erzeugen. Ein Grund mehr, warum sich mittlerweile nicht nur jene Menschen, die Bormio schon von der WM 1985 kennen, fragen, wohin zumindest ein Teil der angeblich in die Infrastruktur gesteckten 250 Mill. Euro wirklich geflossen sein mögen. Denn Bormio sieht im Großen und Ganzen so aus wie vor 20 Jahren.

Unter dem Strich bekommt aber ein an sich netter Ort mit freundlichen Bewohnern und erstaunlich moderaten Restaurant-Preisen etwas unverdient das Fett ab. Dass sich diese Marathon-WM wie ein Strudelteig über 17 Tage und drei Wochenenden zieht ist ebenso nicht ihre Schuld wie die Pannen des OK, die in den viereinhalb Jahren seit der Vergabe keine professionelle WM organisieren konnten. Die ursprünglich vorgesehene Pressechefin hat angesichts des herandräuenden Chaos' längst das Weite gesucht.

Hinterfragt wird daher selbst von Italienern wie Ex-Weltmeister Piero Gros immer häufiger der Grund, warum der FIS-Vorstand Bormio überhaupt zum WM-Schauplatz gewählt hat. Einen Ort, der nach den Ski-Festspielen in St. Anton und St. Moritz fast ein wenig wie eine Notlösung daher kommt und nun völlig unnötig negative Schlagzeilen erzeugt.

Sieht man von den Rennpisten ab. Denn innerhalb der Schutzzäune hat bisher sportlich alles perfekt geklappt. Was den Stimmen Recht gibt, die seit Jahren meinen, dass im Gegensatz zum Marketing der Sport in der FIS ausgezeichnet funktioniere.(APA)