Noch seien nicht alle Ergebnisse aus den landesweit über 5.000 Wahlbüros in der Hauptstadt Bagdad eingetroffen, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Im Kontrollzentrum der Wahlkommission, das sich in der so genannten Grünen Zone in der Innenstadt Bagdads befindet, werden alle Wahlergebnisse in Computern gespeichert und kontrolliert. Die Erfassung werde noch einige Tage dauern, sagte der Chefberater der Vereinten Nationen für die Wahlen im Irak, Carlos Valenzuela. Am Sonntag waren rund 14 Millionen Iraker aufgerufen, ein Verfassung gebendes Übergangsparlament sowie die Mitglieder von 18 Provinzversammlungen und ein kurdisches Regionalparlament zu wählen. Aussagekräftige Ergebnisse werden erst in einigen Tagen erwartet.
Leere Wahllokale
Während vor allem Schiiten im Süden und Kurden im Norden des Landes zu den Urnen geströmt waren, waren viele Wahllokale im sunnitischen Teil des Iraks leergeblieben. Die Geistlichen hatten aus Protest gegen die US-Angriffe auf sunnitische Städte zum Boykott der Wahl aufgerufen. Jetzt warnten sie die Vereinten Nationen, die Wahlergebnisse zu billigen und damit eine Büchse der Pandora zu öffnen: "Wir warnen die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft davor, die Wahlen zu legitimieren, weil dies dem Bösen die Tür öffnen würde. Sie würden als erste die Verantwortung dafür tragen".
Neue Kämpfe befürchtet
Im Irak wird befürchtet, dass die für Anfang nächster Woche vorgesehene offizielle Bestätigung der Wahlergebnisse zu neuen Auseinandersetzungen mit den sunnitischen Aufständischen führen könnte. Die Übergangs-Nationalversammlung soll unter anderem eine Verfassung ausarbeiten, auf deren Grundlage Ende des Jahres eine Parlamentswahl geplant ist. Rund 20 Prozent der Iraker sind sunnitische Moslems. Unter der Regierung des inzwischen gestürzten Präsidenten Saddam Hussein saßen sie aber an den Schalthebeln der Macht, während die Schiiten, die etwa 60 Prozent der Iraker ausmachen, ebenso wie die Minderheit der Kurden gewaltsam unterdrückt wurden.