Frau und Meer

Gegründet wurde die „Perle am Schwarzen Meer“ erst vor etwas mehr als 200 Jahren von Russlands Katharina II. Da man an selbiger Stelle fälschlicherweise die antike Stadt Odessos vermutete, gab man der Siedlung den Namen Odessa - die weibliche Endung zu Ehren der Zarin. Heute ist Odessa die drittgrößte Stadt in der Ukraine.

Burianek Stephan

Gebäude auf der Puschkinskaya - Detail

Nachdem nahezu alle Gebäude der Altstadt im 19. Jahrhundert entstanden, ist der Stil fast einheitlich russisch-klassizistisch.

Burianek Stephan

Renovierungsbedürftiges Wohnhaus

In kommunistischer Vergangenheit ließ man den Stadtkern verfallen, aber mit Ausnahme einiger Kirchen zerstörte man ihn nicht. Vor dem renovierungsbedürftigen Wohnhaus ist hier die Büste von Marschall Malinowskij zu sehen, der im Zweiten Weltkrieg gegen deutschen Truppen kämpfte.

Burianek Stephan

Fassadenrenovierung

Heute zeugen dutzende Baustellen von dem Vorhaben, der Stadt ihren ehemaligen Glanz zurück zu geben.

Burianek Stephan

Oper - Detail

Erste Erfolge der Renovierungstätigkeiten sind unter anderem am Opernhaus zu erkennen. Das vom Wiener Architekten-Duo Helmer & Fellner geplante und 1887 fertiggestellte Theater zählt zu den weltweit schönsten seiner Art und dokumentiert sehr gut die westliche und weltoffene Orientierung, für die Odessa immer bekannt war.

Burianek Stephan

Archäologisches Museum

Nahe dem Opernhaus befindet sich das sehenswerte Archäologische Museum. Es beherbergt eine wichtige Sammlung antiker Münzen, die nur in Begleitung eines hauseigenen Führers gesehen werden kann. Untypisch für ukrainische Museen ist die englischsprachige Beschilderung der Exponate. Vor dem Gebäude steht eine Kopie der bekannten vatikanischen Laokoon-Statue.

Burianek Stephan

Innenraum Schifffahrtsmuseum

Zwischen dem Opernhaus und dem Archäologischen Museum findet man den ehemaligen „English Club“, früher ein Kasino für Adelige und Geschäftsleute. Heute ist in den prunkvollen Räumlichkeiten das etwas deplaziert wirkende Schifffahrtsmuseum untergebracht.

Burianek Stephan

Passage - Detail

Die Einkaufspassage wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Hotel und Einkaufszentrum errichtet, eine damals gebräuchliche Kombination in Europa. Beide Teile sind noch heute intakt, auch wenn ihre glorreiche Zeit bereits weit hinter ihnen liegt.

Burianek Stephan

Hotel Krasnaja - Detail

Als der Architekt des Hotel Krasnaja seinen Auftraggeber fragte, welchen Baustil dieser für sein neues Haus bevorzuge, soll ihm dieser angeblich geantwortet haben, er sei so reich, dass er sich alle Baustile leisten könne. Daher erkennt man heute unterschiedliche Baustile an der Fassade, was damals sehr umstritten war.

Burianek Stephan

Ekaterinenskaya Straße

So mancher Straßenzug erinnert viele an Paris. Dieser Vergleich ist nicht weit hergeholt. So mancher Baum, der heute noch die Straße säumt, wurde im 19. Jahrhundert aus Süditalien oder Frankreich importiert. Grund war die Wasserknappheit, die in der Steppe vorherrscht.

Burianek Stephan

Denkmal Richelieu

Hauptverantwortlicher für den Baumimport war Emmanuel Richelieu, verwandt mit dem berühmten französischen Kardinal Richelieu. Unter Ludwig XVI. war er zweimal Ministerpräsident, bevor er 1803 vor der Revolution flüchten mußte und von Zar Alexander III. zum Bürgermeister von Odessa gemacht wurde. Seine Statue in antiker Toga am oberen Ende der Potjomkin-Treppe gilt heute als eines der Wahrzeichen der Stadt.

Burianek Stephan

Potjomkin-Treppe

Potjomkin-Treppe wurde als Haupteingang in die Stadt gebaut und führte seinerzeit geradewegs ins Meer, sodaß Boote an der letzten Stufe der Treppe anlegen konnten. Heute besteht sie aus 192 Stufen und ist 142 Meter lang. Was diese Treppe interessant macht, ist nicht nur die Rolle, die sie in Eisensteins Stummfilmklassiker „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925) spielt, sondern vor allem ihre optische Wirkung. Sie ist unten doppelt so breit wie oben, wodurch der pompöse Eindruck verstärkt wird.

Burianek Stephan

Denkmal Deribas

Russische Touristen lassen kein Denkmal aus. Hier besuchen sie General de Ribas, einen neapolitanischen Feldherr mit spanischen und irischen Wurzeln, der auf russischer Seite erfolgreich gegen die Türken kämpfte.

Burianek Stephan

Arcadia Strand

Die Sandstrände an Odessas Küste erstrecken sich auf nicht weniger als 30 Kilometer. Der zweifellos bekannteste von ihnen heißt Arcadia. Im Sommer mutiert der beliebte Familientreffpunkt bei Einbruch der Dunkelheit dank dutzender Klubs zum „ukrainischen Mallorca“ – mit dem Unterschied, dass selten Deutsch oder Englisch gesprochen wird.

Burianek Stephan

Taxi

Straßenbahnen und Busse sind sehr preisgünstige Fortbewegungsmitteln in Odessa. Bequemer sind natürlich Taxis, wobei unter zwei Arten unterschieden wird: den offiziellen und den „Zigeuner-Taxis“. Letztere sind um einiges günstiger und lediglich daran zu erkennen, dass sie Ladas sind. Hebt man in einer dicht befahrenen Straße seine Hand, bleibt zumeist bald eines stehen, und die Preisverhandlung kann beginnen! Tipp: Zahlen Sie nie mehr als 15 Hrivnas für Fahrten innerhalb der Innenstadt. Allfällige Polizeistrafen sind im Preis übrigens inkludiert…

Burianek Stephan

Katakomben

Etwas außerhalb der Stadt liegen die „Katakomben“. Das weitverzweigte Tunnelsystem diente während des Zweiten Weltkriegs den Partisanen als sicherer Unterschlupf gegen die deutsche Besatzung. Heute findet der interessierte Besucher rekonstruierte Schlafplätze, eine „Krankenstation“ und eine „Küche“.

Burianek Stephan

Akkerman-Festung

Wem die Stadt zu viel wird, kann die Akkerman-Festung bei Bilhorod-Dnistrovskij besuchen, das sich ungefähr 80 Kilometer südwestlich von Odessa befindet. Diese sehr gut erhaltene Festung aus dem 15. Jahrhundert beeindruckt durch ihre Größe. Sie hat 24 Türme, 4 Tore und die Länge der Festungsmauer beträgt zwei Kilometer.

Burianek Stephan

Passagierhafen mit Hotel Odessa

Odessa sollte man besuchen, bevor es/sie vom westlichen Massentourismus entdeckt wird. Es wäre ein Fehler, sich vom unhöflichen und desinteressierten Personal der ukrainischen Botschaft in Wien von einem Visumantrag abbringen zu lassen.

Text & Bild: Stephan Burianek

Burianek Stephan