Neben Bach und Liszt sowie ihren Mentoren Oscar Peterson und Ahmad Jamal, der ihr Debütalbum „Another Mind“ von 2003 koproduzierte, nannte sie sportive Magnifizenzen wie Michael Jordan und Zinedine Zidane als Leitbilder. Durchaus passend für Hiromi Uehara, das 25 Jahre junge Energiebündel aus dem japanischen Shizuoka, das den Parcours der Jazzgeschichte mit angriffslustiger Virtuosität und physischer Vehemenz durchkreuzt, die mit den Ohren schlackern lassen.

Kernigen Funkrock hört man da ebenso wie einen sich selbst überholenden, Comicstrip- artigen Hochgeschwindigkeits- Ragtime. Die Tour de Force von Hiromi, so ihr Künstlername, kennt keine Grenzen, Cool Jazz, Fusion, Dancefloor-Elektronik und mehr wird da zur überraschungsreichen, eigenwilligen Gemengelage amalgamiert. Da lässt sich auch verschmerzen, dass das 2004 erschienene Zweitalbum „Brain“, dessen Opener vielsagend „Kung- Fu World Champion“ titelt, doch etwas stromlinienförmiger wirkt als das mit einem Gast vom Schlage Dave Fiuczynskis aufwartende Debüt.

Dass Hiromi sich ihre Krallen mitnichten hat ziehen lassen, dürfte ihr bis Samstag anberaumtes Trio- Gastspiel im Birdland zeigen. (felb, DER STANDARD Printausgabe, 02.02.2005)