München - Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) hat einen besseren Schutz vor den Gesundheitsgefahren durch das radioaktive Gas Radon angemahnt. "Radon in der Luft unserer Wohnungen und Gebäude erhöht deutlich das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken oder zu sterben", sagte der BfS-Experte Wolfgang Weiss am Dienstag in München. Eine neue EU-weite Studie habe das Ausmaß dieser Risiken noch deutlicher gemacht.

"Demnach werden europaweit ungefähr neun Prozent der Lungenkrebs- Todesfälle und zwei Prozent aller Krebs-Todesfälle durch Radon in Aufenthaltsräumen verursacht", erklärte Weiss. In Deutschland gingen frühere Schätzungen von jährlich rund 3.000 Lungenkrebs-Todesfällen durch Radon aus. Für Nichtraucher steige das Lungenkrebsrisiko linear mit der Radonkonzentration. Beim Zusammenwirken von Rauchen und Radonbelastung addiere sich das Risiko nicht nur, es vervielfache sich.

Vergessenes Risiko

"Die Wissenschaft hat klare Fakten auf den Tisch gelegt, die Politik muss jetzt reagieren", sagte der Experte. Die genannten Gefahren seien bisher unterschätzt worden. "Wir sprechen deshalb von einem vergessenen Risiko", sagte Weiss.

In Deutschland betrage die durchschnittliche Radonbelastung in Innenräumen 59 Becquerel je Kubikmeter Luft, erklärte Weiss. In manchen Gegenden sei sie jedoch, abhängig vom Baugrund, um ein Vielfaches höher. Die neue Studie habe untermauert, dass es keinen Grenzwert für eine ungefährliche Konzentration gebe.

Obwohl nach einer EU-Empfehlung von 200 Becquerel Radon pro Kubikmeter Luft an Handlungsbedarf angezeigt sei, habe die Politik in Deutschland bisher nicht reagiert. Allerdings plane das deutsche Umweltministerium nun einen Entwurf für ein Radonschutzgesetz, in dem als Zielwert eine maximale Konzentration von 100 Becquerel Radon je Kubikmeter Luft angepeilt werde. Dies ist politisch umstritten.

Radon kommt aus dem Boden

Radon ist ein natürlich vorkommendes radioaktives Edelgas, das beim radioaktiven Zerfall von Uran und anderen Elementen entsteht. Je nach den geologischen Gegebenheiten kommt es in unterschiedlicher Konzentration praktisch überall vor, auch in Luftporen im Boden. Bei schlechter Abdichtung von Hausfundamenten dringt das Gas leicht in die Gebäude ein. In der Regel sei die Radonkonzentration im Erdgeschoss deshalb höher als in oberen Stockwerken.

Die Kosten für eine ausreichende Abdichtung wurden bei Neubauten mit maximal 2000 Euro für ein Haus mit 100 Quadratmetern Grundfläche angegeben. "In Neubauten ist ein Radonschutz mit relativ einfachen Mitteln zu erreichen", betonte Weiss. Bereits ein Beton- Plattenfundament und eine sorgfältige Abdichtung des Gebäudes gegen Bodenfeuchte schütze. Auch mit zusätzlicher Belüftung lasse sich die Konzentration senken. (APA)