Die iranische Öffentlichkeit hat die Wahlen im Irak mit großem Interesse verfolgt. 83.000 Exiliraker hatten sich im Land für die irakischen Wahlen lassen. Im Iran leben mit geschätzten 250.000 die meisten Exiliraker. Viele konnten sich wegen unklarer Staatszugehörigkeit nicht registrieren lassen.

Während der Diktatur von Saddam Hussein wurden tausende Iraker wegen ihrer iranischen Abstammung aus dem Irak verbannt. Wer definitiv nachweisen konnte, dass er iranischer Abstammung ist, erhielt die iranische Staatsangehörigkeit. Aber eine Doppelstaatsbürgerschaft ist nach iranischem Recht nicht erlaubt.

67,4 Prozent der im Iran registrierten Iraker gaben ihre Stimme ab. In sechs iranischen Großstädten konnten Auslandsiraker unter UNO-Aufsicht wählen. Seit Tagen waren sie in großen Anzeigen in den iranischen Zeitungen zur Stimmabgabe aufgefordert worden. Die meisten im Iran lebenden Iraker sind Schiiten.

Offizielle Stellen im Iran begrüßen die Wahlen im Irak. Hassan Rohani, Generalsekretär des nationalen iranischen Sicherheitsrats sagte am Montag, die Wahlen im Irak seien ein Schritt in die richtige Richtung. Der iranische Verteidigungsminister Ali Shamkhani meinte, dass der Irak kein Schauplatz einer iranisch-amerikanischen Auseinandersetzung sei.

Die liberale iranische Presse sieht in den Wahlen im Irak einen Demokratisierungsprozess, der Wellen in die ganze Region schlagen kann. Die konservativen Blätter haben bis jetzt jede Kritik an den Wahlen im Irak vermieden. Die Stellungnahme des irakischen Großayatollas Sistani wurde als Legitimierung des Wahlprozesses dargestellt. (DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2005)