Von einem "Paradigmenwechsel" ihres Vereins sprach Mechtild Lang vom Katholischen Familienverband der Erzdiözese Wien, als sie am Montag Konzepte für eine Schulreform nach der PISA-Studie präsentierte. Zentraler Punkt sei nämlich die Individualisierung des Unterrichts - worunter auch verstärkte Ganztagsbetreuung falle. Diese dürfe aber "keinesfalls der Regelfall" werden, betonte Andreas Cancura, Verbands-Geschäftsführer und selbst Lehrer.

Damit wende man sich gegen "den unkritischen Chor für die verpflichtende Ganztagsschule" und gegen die "Propaganda", nach der alle Kinder verpflichtend bis 17.00 Uhr in der Schule "geparkt" würden, machte Cancura klar. Ziel sei hingegen eine verstärkte Wahlmöglichkeit für die Eltern. Für manche Kinder sei eine längere Betreuung sinnvoll, für andere nicht.

Diese Angebote müssten für die unteren Einkommensschichten billiger werden, forderten die Funktionäre. Aber nach den Stundenkürzungen der vergangenen Jahre Geld für die Ganztagsschulen "hinauszuwerfen", sei jedenfalls "eine Frechheit", unterstrich Cancura.

Ebenso wende sich der Familienverband gegen die diskutierten Einheitsschule und spräche sich für ein differenziertes Schulsystem aus. Auch dürfe der Samstag als Regelschultag nicht abgeschafft werden. Hier solle die Wahlfreiheit der Schule bestehen bleiben.

Zentraler Punkt, an dem eine Reform ansetzen müsse, seien das obere und untere Leistungsniveau der Schüler. Dazu müsse durch Qualitätsstandards gewährleistet werden, dass die Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen bereits in der Volksschule beigebracht würden, so Lang. Damit Bildung wieder als Wert erkannt werde, müsse außerdem das Image der Lehrer wieder gestärkt werden, forderte Lang als Leiterin des Schularbeitskreises des Familienverbandes weiters.

Um Kinder mit fremder Muttersprache die Möglichkeit zu geben, vor Schuleintritt ihre Deutschkenntnisse aufzubessern, solle die Schulanmeldung von Februar auf September vorverlegt werden. Dann könne der Schulleiter freiwillige Vorschulen offerieren. (APA)