Noch am Sonntagabend begannen die Wahlhelfer mit der Auszählung der Stimmen; mit einem vorläufigen Ergebnis wird aber erst am kommenden Wochenende gerechnet. Wie der stellvertretende Chef der irakischen Wahlkommission, Hareth Mohammed Hassan, am Montag bekräftigte, übertraf die Wahlbeteiligung alle Erwartungen. Nach vorsichtigen Schätzungen hätten sich insgesamt zwischen 60 und 75 Prozent der registrierten Stimmberechtigten beteiligt. Nach Angaben internationaler Wahlbeobachter verlief die Abstimmung weitgehend korrekt. Auch mehr als 265.000 im Ausland lebende Iraker beteiligten sich an der Wahl, das sind knapp 94 Prozent jener, die sich registrieren ließen.
Urnengang von Anschlägen überschattet
Überschattet wurde der Urnengang von einer Reihe von Anschlägen, bei denen 38 Menschen starben, unter ihnen zwei US-Soldaten. Beim Absturz einer britischen Transportmaschine nordwestlich von Bagdad starben am Sonntag zehn britische Soldaten. In einer Internetbotschaft behauptete die Extremistengruppe Ansar al-Islam, sie habe die Hercules C-130 abgeschossen. Die Regierung in London bestätigte dies zunächst nicht.
Wie schon zuvor US-Präsident George W. Bush bezeichnete Allawi die Wahl als einen Sieg über den Terrorismus. Mit der Wahl habe eine neue Phase begonnen: "Alle Iraker, ob sie gewählt haben oder nicht, sollten gemeinsam an der Zukunft der Nation bauen", forderte der Ministerpräsident. Die schiitische Dawa-Partei kündigte bereits an, einige ihrer Sitze sunnitischen Politikern überlassen wird. Die Vereinigte Irakische Allianz, dem die Schiitenpartei angehört, rechnet sich 60 Prozent der insgesamt 275 Sitze im Parlament aus.
Aufruf zur nationalen Versöhnung
Politiker aus aller Welt lobten den Mut der Iraker, sich unter Lebensgefahr an der Wahl zu beteiligen, riefen aber ebenso wie Allawi zur nationalen Versöhnung auf. "Dies ist ein Zeitpunkt zur Versöhnung auf allen Seiten", sagte UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Der italienische Ministerpräsident äußerte die Hoffnung, das demokratische Beispiel des Irak könnte einigen autoritär regierten arabischen Ländern helfen, "aus dem Mittelalter herauszukommen". Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac bezeichnete den Verlauf der Wahl als "befriedigend". Selbst der russische Präsident Wladimir Putin, der die Wahl unter den Bedingungen der US-Besatzung zunächst skeptisch beurteilt hatte, sprach von einem "positiven Ergebnis". Außenministerin Ursula Plassnik (V) lobte die Entschlossenheit der Iraker zur Selbstbestimmung.