Die frühe Geschichte der abendländischen Chemie ist babylonischen Hausfrauen zu danken, die vor über 3000 Jahren in Mesopotamien Parfüm herstellten. Auf einer Keilschrifttafel des alten Mesopotamien, die sich auf die Zeit zwischen 1256 und 1209 vor unserer Zeitrechnung datieren läßt, findet sich der Name von Tapputi-Belatekallin, der Parfümherstellerin. Sie wurde zusammen mit sechs anderen Tafeln gefunden, die allesamt die technologischen Aspekte der Parfümherstellung behandeln. Tapputi, die Parfümherstellerin, war Vorstand eines Haushalts, also eine Hausfrau. Offensichtlich unterstand die Herstellung von Parfümprodukten Hausfrauen, die für die einzelnen Produktionsschritte ihre eigenen Methoden entwickelt hatten. Dabei gingen sie empirisch vor. Ausgehend von der Kombination normaler Küchenoperationen kam es zu immer spezialisierteren Verfahren der Destillation, Extraktion und Sublimation. Für die Extraktion schreiben sie vor, den Vorgang je nach Fall 20 bis 40 Mal zu wiederholen - ein Gedanke, der sich durch die gesamte Geschichte der späteren Alchimie hindurchzieht. Zur Destillation und Sublimation wurde von den Babylonierinnen ein sogenannter "Diquaru"Topf benutzt. Das ist ein Topf aus Metall, der mit einem Deckel versehen ist und über lange Zeit erhitzt werden kann. Er stellt als Fortentwicklung eines normalen Küchentopfes die Urform der Destillationsgeräte dar, wie sie später von den Ägyptern, den Alchimisten und von den islamischen ChemikerInnen des 8. bis 11. Jahrhunderts benutzt worden sind. (pd)