"Anschuldigungen gegen mich sind im Kern zutreffend"
Hoyzer gab am Donnerstag nach einem zweiten ausführlichen Gespräch mit seinen Anwälten in Essen folgende Erklärung ab: "Die in der Öffentlichkeit erhobenen Anschuldigungen gegen mich sind im Kern zutreffend. Ich bedauere mein Verhalten zutiefst und entschuldige mich gegenüber dem DFB, meinen Schiedsrichterkollegen und allen Fußballfans."
"Ich habe heute vollständig und schonungslos mein Verhalten und mein gesamtes umfangreiches Wissen über alle mir in diesem Zusammenhang bekannten Sachverhalte und Personen dokumentiert und stehe der Staatsanwaltschaft und dem DFB zur vollumfänglichen Aufklärung zur Verfügung", hieß es weiter in der von Hoyzers Rechtsanwälten verbreiteten Erklärung. Die Berliner Staatsanwaltschaft will die Hilfe annehmen. "Wenn er das in die Tat umsetzt, dann wird uns das helfen", sagte Sprecher Michael Grunwald.
Viele Personen beteiligt
Dem Nachrichtensender "N24" soll Hoyzer gesagt haben, in die Affäre seien noch "viele andere Leute" verstrickt. Er ließ offen, ob es sich dabei um Schiedsrichterkollegen, Spieler, Funktionäre oder Außenstehende handelt. Dem Fernseh-Regionalsender TV.BERLIN sagte Hoyzer, er habe für die Manipulation von Spielen einen fünfstelligen Betrag bekommen.
Roth: "Unverzeihlich, unentschuldbar"
Schiedsrichter-Chef Volker Roth war sichtlich geschockt. "Dieser ganze Vorgang geht mir schon unglaublich nahe. Das ist unverzeihlich", sagte der frühere FIFA-Referee. Es seien ideelle Werte verraten und verkauft worden, "und das ist unentschuldbar", meinte Roth. "Wir sind schockiert, wir haben so etwas nie für möglich gehalten. Aber gegen kriminelle Energien kann man nichts machen."
Roth befürchtet, dass das Vertrauen in die Schiedsrichter "über Jahre" gestört sein werde. "Wir müssen da durch, wir haben an die Schiedsrichter appelliert, jetzt nicht überzureagieren". In der weiteren Bewältigung der Affäre kündigte er an, "gnadenlos und ohne Rücksicht auf Personen aufzuräumen".
Erste Hinweise schon im Sommer 2004
In der Frankfurter Verbandszentrale hatte man bereits seit Sommer Hinweise auf Unregelmäßigkeiten beim DFB-Pokalspiel der ersten Runde zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV. Erste Ermittlungen nach hohen Wetteinsätzen verliefen aber im Sande. Erst am Mittwoch vergangener Woche hatten sich vier Schiedsrichter als Zeugen beim DFB gemeldet, daraufhin nahm der Kontrollausschuss unter Vorsitz von Horst Hilpert die Ermittlungen auf. Bis zum Donnerstag hatte Hoyzer alle Vorwürfe bestritten.
DFB setzt auf Frühwarnsystem
Der DFB will künftig mit einem "Frühwarnsystem" und einem Wettverbot für die Referees weiteren Manipulationen vorbeugen. Wie das Fachmagazin "kicker" (Donnerstagausgabe) berichtet, werde die DFL einen Vertrag mit der Firma "Betradar.com" abschließen. Das Unternehmen zählt zu den führenden Informationslieferanten der Welt für Buchmacher. Zukünftig soll die DFL umgehend benachrichtigt werden, wenn ungewöhnlich hohe Wetteinsätze zu verzeichnen sind.
Wirbel um Referee Marks