München - Siemens hat seinen Gewinn zu Beginn des neuen Geschäftsjahres deutlich gesteigert, schreibt in seiner Handy-Sparte aber weiter hohe Verluste.

Einen konkreten Ausblick auf das Geschäftsjahr blieb das Münchner Unternehmenden, das österreichische VA Tech übernehmen will, heute, Donnerstag, ebenso schuldig wie eine Lösung für das defizitäre Handygeschäft.

Wie das Unternehmen mitteilte, wurde im ersten Quartal (Oktober bis Dezember) konzernweit ein Nettoüberschuss von 1,001 Mrd. Euro erzielt. Dies war ein Anstieg von 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Umsatz ging gleichzeitig leicht um 0,9 Prozent auf 18,167 Mrd. Euro zurück.

Nettoergebnis über Erwartung

Beim Nettoergebnis übertrafen die Münchner die Schätzungen der Analysten, während sie beim Umsatz unter den Erwartungen lagen. Analysten hatten im Schnitt mit einem operativen Gewinn von 1,292 Mrd. Euro gerechnet und den Umsatz im Quartal auf 19,364 Mrd. Euro taxiert. Für das Netto-Ergebnis lagen die Schätzungen bei 824 Mio. Euro.

Die Handy-Sparte konnte sich im wichtigen Weihnachtsquartal nicht erholen: Der Verlust belief sich auf 143 Mio. Euro (Vorjahreszeitraum: Gewinn von 64 Mio. Euro). Der Umsatz des Bereichs ging um 21 Prozent auf 1,170 Mrd. Euro zurück. Siemens will die Handyprobleme "zügig, aber nicht hastig" angehen, wie es heute hieß. Es bestehe Handlungsbedarf in dieser Einheit.

Auch Dienstleistungsbereich in den roten Zahlen

Rote Zahlen schrieb auch der IT-Dienstleistungsbereich SBS. Dort fiel im ersten Quartal ein Verlust von 25 Mio. Euro an nach einem Gewinn von 44 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg allerdings um vier Prozent auf 1,256 Mrd. Euro.

Der zum 1. Oktober neu gebildete Kommunikationsbereich Com, die mit Abstand größte Sparte im Konzern, startete hingegen mit einem Ergebnisplus und verbuchte einen Gewinn von 240 (174) Mio. Euro, der Quartalsumsatz sank um 7 Prozent auf 4,243 Mrd. Euro.

Für die fehlerhaften Combino-Trambahnzüge hat das Unternehmen indes im 1. Quartal keine neuen Rückstellungen gebildet. Siemens hatte 2003/04 in seiner Bahntechniksparte TS rund 500 Mio. Euro zurückgestellt.

Höheres Umsatzwachstum erwartet

Der scheidende Siemens-Chef Heinrich von Pierer erklärte, für das Geschäftsjahr 2004/05 erwarte der Konzern insgesamt, "abhängig von der weiteren Wechselkursentwicklung, ein höheres Umsatzwachstum als im Vorjahr".

Das Umsatzplus hänge von der Entwicklung des Euro ab. Das Geschäftsjahr werde womöglich von Sondereffekten im Arbeitsgebiet Information & Communication (I&C) geprägt sein, die sich unter anderem aus der Neuausrichtung ergeben könnten, erklärte von Pierer.

"Dennoch richten wir alle Anstrengungen darauf, das Konzernergebnis auf vergleichbarer Basis auch im laufenden Geschäftsjahr zu steigern."

Mitarbeiterzahl gestiegen

Die Mitarbeiterzahl in Europas größtem Elektro- und Elektronikkonzern stieg seit Ende September 2004 um 4.000 auf 434.000. In Deutschland blieb die Mitarbeiterzahl mit 164.000 unverändert.

Pierer wird heute auf der Hauptversammlung in München nach mehr als zwölf Jahren an der Siemens-Spitze die Geschäfte an seinen Nachfolger Klaus Kleinfeld übergeben. Der 64-jährige Pierer soll künftig als Chef des Aufsichtsrates über die Geschicke des Konzerns wachen.

Kleinfeld hat sich einen Namen mit der Sanierung des US-Geschäftes gemacht. Wichtigste Aufgaben für den 47-jährigen Manager sind aus Sicht von Experten die Sanierung der Handy-Sparte und die Verbesserung der Rendite in Konzernteilen wie dem IT-Dienstleistungsbereich SBS. (APA/Reuters)