Grafik: DER STANDARD

Wo waren wir stehen geblieben? Ich wollte noch erzählen, dass C. vor hat, ein Bordell für Damen zu eröffnen, am besten gleich neben Fabio's. Sie weiß natürlich nicht, dass sie ein Bordell für Damen aufmachen will, das wird sie erst in dieser Kolumne lesen, aber ich bin sicher, dass sie ganz begeistert von der Idee sein wird. Ich hab ja immer erotomanisches Sendungsbewusstsein, die Rettung des Eros ist nichts, was man nur den Männern überlassen kann.

Ich schicke jetzt C. als Player ins Spiel, denn sie könnte gewisse Prinzipien umkehren. Man kann tatenlos zusehen, wie eine Kultur zugrunde geht, die unsere, bürgerliche, und man hat sicher seine Gründe, tatenlos zu sein, weil so allüberragend war sie ja auch nicht. Aber die interkulturellen Beziehungen zwischen den Geschlechtern sollte man vielleicht zu retten versuchen. Dazu gehört die grundlegende Ausgangsposition, dass sexuelle Dienstleistungen etwas kosten. Und zwar nicht zu knapp. Es müssen nicht gleich 200 Rinder Brautpreis sein, doch wenn man postuliert, dass Pudern nur noch für die A-Schicht ist, dann erregt man zwar Unmut, schafft aber die Voraussetzung, dass mehr Leute hackeln, um in die A-Schicht zu kommen.

C. wird es anfänglich nicht einfach haben, ihr Geschäftsprinzip durchzusetzen, denn Frauen sind es leider gewohnt, sexuelle Dienstleistungen gratis zu bekommen. Ein Quickie kann man fast an jeder Ecke auftreiben. Die Folge: Hinz und Kunz wird ins Bett gelassen, was auf Dauer fatal für das Selbstbewusstsein ist. Nicht für das individuelle Selbstbewusstsein, das ist jeder ihr eigenes Problem - ich sehe eher die kollektiven Missstände. Man ist ja kein Vorbild für die Männer mehr. Ein Zeitalter, das sich "Geiz ist geil" auf die Fahne geschrieben hat, hat die elementarsten Kulturtechniken verlernt. Jetzt hatten wir den Fall Mosi in München - gestorben, weil er den Liebeslohn verweigerte. Welch eine Verarmung für München! Geiz in Liebesangelegenheiten ist wirklich fatal.

Noch fataler ist, wenn Frauen den Männern sexuelle Dienstleistungen gratis aufdrängen - das führt zu den so genannten Emanzipations-Verliererinnen. Sie hackeln Tag und Nacht, die Emanzipations-Verliererinnen, um sich ein emanzipiertes Doppelleben zu ermöglichen. Das besteht auf der einen Seite darin, einen 9 to 5 Job lustlos auszuführen, und auf der anderen Seite darin, Kinder mit tiefgefrosteten Germknödeln großzuziehen. Oder mit Fertigpizza. Danach kann sie sich auf Super-Rüttl Soaps wie "Kämpfe um Deine Frau" anschauen. Nö, da geh ich doch lieber in C.'s Bordell für Damen. Vielleicht sollte sie auch an Kinderbetreuer denken? Junge Männer, die in C's Etablissement Karriere machen wollen, müssen sich erst einmal ein halbes Jahr als Kinderentertainer profilieren. Das wäre eine wirkliche Bereicherung.

Ihre Cosima Reif , Zufallskolumnistin [] Zufall@derStandard.at (Der Standard/rondo/28/01/2005)