Seefeld - Österreichs Genom-Forscher befinden sich in einem Aufholprozess. Inklusive 2005 fließen in diesen Bereich über das GEN-AU Programm des Wissenschaftsministeriums binnen drei Jahren 32 Millionen Euro. Für die nächste Phase bis einschließlich das Jahr 2007 sind 31 Millionen Euro vorgesehen. Dies erklärte Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer (V) am Dienstag bei einem Pressegespräch aus Anlass des 2. internationalen Symposiums der österreichischen Proteomik-Plattform in Seefeld in Tirol (bis 27. Jänner).

Forschung sei ein Schwerpunkt der Bundesregierung. Mit dem GEN-AU-Förderprogramm hätte man das Aufschließen Österreichs zur internationalen Genom-Forschungsszene in Gang gesetzt. So rechnet die Ministerin mit einem enormen Aufschwung.

Netzwerkbildung

Diese Entwicklung soll speziell durch die Bildung von Netzwerken bei den auf diesem Gebiet tätigen Life-Science-Wissenschaftern Österreichs garantiert werden, für die in den nächsten drei Jahren 31 Millionen Euro zur Verfügung stehen werden, und 190 Arbeitsplätze werden finanziert, von denen 46 Prozent davon weiblich besetzt sind. 120 Nachwuchswissenschafter sind angestellt worden.

Anfang 2003 wurde von dem Chemiker Univ.-Prof. Dr. Günther Bonn, auch stellvertretender Vorsitzender des Rates für Forschung und Technologieentwicklung, und von dem Histologen Univ.-Prof. Dr. Lukas Huber (beide Innsbruck) die "Austrian Proteomics Platform" gegründet, in der Arbeitsgruppen vor allem aus Wien, Innsbruck und Graz das "Eiweiß-Repertoire" von Zellen und Organismen erforschen. Dies geht über die Sequenzierung von Erbanlagen weit hinaus, weil Proteine als Produkte der Genanlagen eigentlich erst das Entscheidende für biologische Abläufe in Gesundheit und Krankheit sind.

"Keine Freunderlwirtschaft"

Auch diese Plattform vergibt Forschungsmittel auf der Basis eines unabhängigen international besetzten Beirates. "Es haben sich Netzwerke gebildet. Da gibt's keine Freunderlwirtschaft", so Bonn. Mit 31 Millionen Euro für das GEN-AU-Programm in den drei Jahren ab 2005 und einem zurück gebliebenen Überhang an Geldmitteln aus der ersten Phase sollten - so Bonn - bei der Weiterführung insgesamt sogar etwas mehr Geldmittel als bisher zur Verfügung stehen.

Bei der Eröffnung der Tagung und bei der Pressekonferenz ging die Ressortchefin auch auf die Frage des klinischen Mehraufwands für das Wiener AKH ein, um den Bund und Stadt Wien seit Jahren bis zu Exekutionsdrohungen durch die Gemeinde Wien gestritten haben. Gehrer: "Wir werden großzügig sein im Bereich des klinischen Mehraufwands." Es seien die an den Universitätskliniken tätigen "Köpfe", auf die es ankäme.

Verhandlungen über Arztgehälter

Ursprünglich beanspruchte Wien für das AKH pro Jahr 58 Millionen Euro vom Bund zusätzlich zu der Bezahlung der Arztgehälter an den Universitätskliniken für den klinischen Mehraufwand. Laut Elisabeth Gehrer hat ein von Bund und Stadt Wien in Auftrag gegebenes Gutachten eine Bandbreite zwischen 23 und 53 Millionen Euro ergeben. Mit der Bezahlung von 23 Millionen Euro und zuletzt zusätzlichen 16 Millionen Euro wären das für 2004 rund 40 Millionen Euro und damit der Mittelwert: "Man könnte sich auf den Niedrigst- oder den Höchstbetrag stellen. Es wird es weiter Verhandlungen geben." Zu klären wären die Fertigstellung des Wiener AKH und die Gründe für "derartige Kostenüberschreitungen". Der Bund sei nicht dafür verantwortlich, wie viele künstliche Hüften in einem Spital zur Verfügung stehen. (APA)