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Leicht hatten sie es nicht unbedingt, die beiden jungen WU-Studenten aus Döbling, aber leicht haben sie sich's ja auch nicht gemacht: Den Vater davon zu überzeugen, den "Figlmüller" in der Grinzinger Straße von klassischer Weinschank mit allem, was dazugehört, auf neu, auf jung und vor allem auf Bier umzustellen, war sicher kein leichtes Unterfangen; und als man nach einem Jahr Planung und einer Bauzeit von nicht mehr als zwölf Wochen - dabei entfernte man eine ganze Häuserwand, überdachte einen Hof mit Wintergarten und ließ überhaupt eher wenig beim Alten - dann endlich fertig war, verabschiedete sich gleich einmal der Koch, dann auch noch der Strom und schließlich erfreute auch noch eine Schlammlawine, die in den Weinkeller eindrang, das Herz der Junggastronomen.

Man kann eben nicht alles planen, wo sie es konnten, gelang es dafür ganz gut: Die 240 Indoor-Sitzplätze (Garten: 300 Plätze) des "figls" wurden auf verschiedene Bereiche aufgeteilt, die alle transparent miteinander verbunden sind, Stüberl, Schank, Küchenbereich, Lounge, Balkon, Kaminzimmer, alles durchlässig; Industrieparkett, Holz und zeitgemäßes Mobiliar sorgen für eine Atmosphäre, wie sie sich in den der Urigkeit verschriebenen Bier-Lokalen dieses Landes sonst nicht unbedingt wiederfindet - das Architekturbüro, das schon das "Grünspan" in Ottakring gestaltete, steckt dahinter.

Sie seien keine Weintrinker, sagt Hans Figlmüller, und sie hätten sich immer geärgert, dass es in Wien keine neuen Bierlokale gäbe. Bei der Speisekarte hält man sich mit "Neuem" dann aber wieder zurück, bleibt "grundsätzlich wienerisch, traditionell", soll heißen "Spanferkelcarpaccio" (wie man es auch schon aus dem "Grünspan" kennt), ein alter Bekannter mit neuem Namen (€ 7,50), gebackene Blunzentascherl aus Erdäpfelteig, nicht schlecht (€ 6,50), Erdäpfelpuffer mit Räucherlachstatar, noch ausbaufähig, aber grundsätzlich okay (€ 9,50).

Saisonales hat man einstweilen noch nicht am Programm, wer der Deftigkeit entfliehen will, muss Schafkäse-Paradeisertürmchen mit Basilikummarinade nehmen - und tut gut daran - (€ 6,50), oder zu den wirklich gelungenen gefüllten Laugenbrezen greifen (€ 5,50). Das Backhendl entspricht, bleibt aber nicht lange in Erinnerung (€ 8,50), der Schweinskrustenbraten hätte ein wenig knusprigere Kruste vertragen, vielleicht auch etwas mehr Würze, und das Laugenbrezel-Knöderl war eh gut, aber halt ein bisserl fad.

Aber keineswegs ein Grund zum Verzagen, das kriegt man in den Griff, und als Atout haben die Figlmüllers ja immer noch eine Weinkarte mit ausschließlich den besten Wiener Weinen und zu Preisen, wie man sie selbst beim Heurigen selten antrifft. Also doch wieder Wein trinken gehen in den Figlmüller? Ja, vor allem dann, wenn man ein paar ordentliche Gläser angeschafft hat. (Florian Holzer/Der Standard/rondo/18/6/2004)