Das Liegen auf Leinen unter freiem Himmel zieht sich gleichsam als Motto durch alle Außenbereiche des Hotelgeländes: Am Pool ebenso wie im Garten und auf den Dachterrassen der Suiten - in jedem Fall wenige Schritte vom Meer entfernt.

Foto: thanoshotels.com

Almyra - Helios Lounge

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Mit der gelassenen Entspanntheit eines Mannes, nach dessen Vornamen schon in Kindheitstagen eine ganze Hotelkette benannt wurde, sitzt Thanos Michaelides in beigen Sommerhosen und offenem, weißem Hemd unter der Schatten spendenden Pergola des Restaurant Notios, schaut aufs auf das zypriotische Meer und passt ganz wunderbar in dieses Ambiente aus Weiß-, Blau- und Mokkatönen. "Das Almyra", sagt er, "ist kein Hotel, es ist ein Konzept."

Und das stimmt - in mehrerlei Hinsicht. Wer das Almyra in seiner ehemaligen Erscheinungsform als Paphos Beach Hotel noch kennen gelernt hat, weiß, dass dieses Haus im Südwesten der Insel eine Metamorphose durchgemacht hat, ohne dass seine Grundmauern erschüttert worden wären. Verantwortlich für diese Verwandlung um 5,3 Millionen Euro war eine Frau: Joëlle Pléot, äußerst zart, fast alterslos und sehr französisch. Wenn man die Innenarchitektin mit dem charmanten Deutsch (sie hat die Showrooms für Lagerfeld und Armani konzipiert) beim Reden über ihre Ideen für das Almyra beobachtet, ist es fast so, als hätte sie ihren schlichten Schick auf das Haus übertragen. "Pur, clean und zeitlos", wollte sie das Hotel: "Elegant, ohne kompliziert zu sein!"

Wer die große Lobby betritt, fühlt sich nicht auf Anhieb in Zypern. Die Ledersessel in Orange, Braun und Zartblau, die puristische Rezeption mit den betörenden Orchideen und die Designlampen, die den Raum wohltuend beherrschen, könnten sehr wohl auch das Entree zu einem Londoner Innenstadthotel sein, wäre da nicht die verglaste Front mit Blick über den Hotelgarten hinaus auf das Meer. Die speziell von Pléot für das Almyra designten Möbel finden sich wieder in den 190 Zimmern, die allesamt durch den Umbau vergrößert wurden. "Mit ein paar persönlichen Stücken", sagt Pléot, "verwandeln sich die Zimmer in ein eigenes Zuhause."

Die Räume, in denen diese Philosophie am besten funktioniert, sind nicht die Standardzimmer im Haupthotelblock, sondern die dem Meer vorgelagerten, bungalowähnlichen "Kyma"-Suiten der Luxuskategorie, wo man auf großzügigen 45 m² über eine kleine Terrasse direkt in den Garten kommt. Dort stehen breite, leinenbezogene Liegen zum Lümmeln auf der Wiese, wie Betten unter freiem Himmel, nur wenige Schritte bis zum Meer. Auf dem Dach der Suiten, wo sich einst die Kühlanlagen befanden, kann man heute auf breiten, aufgemauerten Sofas mit viel Polsterwerk im marokkanischen Stil ausspannen, sein Dinner (vom britischen Küchenchef Rob Chipman mit Liebe zur Fusion-Küche) serviert bekommen oder mit einem Longdrink in der Hand der Sonne beim Sinken zuschauen.

Thanos Michaelides weiß genau, dass im Strand-, Fitness- und Wellnessbereich noch nachadjustiert werden muss, um zu halten, was das Haus sonst verspricht. Für den Hotelerben, der mit seinen beiden Geschwistern die Thanos-Gruppe führt, ist das Almyra eine Herausforderung, die er sich bei den gut gehenden Hotels (Anassa/The Annabell) nicht aufhalsen müsste. Zumal er besser als irgendjemand sonst weiß, dass ein ambitioniertes Designhotel sehr im Gegensatz zum touristischen Treiben in Pafos steht. Wer aus dem Gelände der schlichten Eleganz des Almyra hinausgeht, weiß das auch. (DER STANDARD, Freizeit, Printausgabe vom 22./23.1.2005)