Dieter Rampl, Chef der Münchner HypoVereinsbank (HVB), ist um seinem Job wahrlich nicht zu beneiden. Der stotternde Motor der zweitgrößten Bank Deutschlands (Rekordverlust 2003: fast 2,5 Milliarden Euro) will und will nicht ins Schnurren kommen, auch für 2004 wird es wieder einen fetten Verlust geben. Das Geschäftsfeld Deutschland - und das ist nicht ganz unwesentlich - ist schwer defizitär; die wirtschaftlichen Probleme des einstigen Musterschülers der europäischen Wirtschaft spiegeln sich in den HVB-Bilanzen wider. Zwar hat schon Rampls Vorgänger, der jetzige Aufsichtsratschef Albrecht Schmidt, immer vom Aufräumen gesprochen; mehr als Staubwischen ist - offensichtlich - aber nicht geschehen.

Schon seit Jahren drohen den Münchnern vor allem die langfristigen Immobilienfinanzierungen unter der Hand zu explodieren: Von der Goldgräberstimmung der Wendezeit Anfang der Neunziger, in der die HVBanker so gut wie alles und überall finanzierten, blieb der HVB nur das Pech - die Ostblase war geplatzt, der Immobilienmarkt ist bis heute auf dem Boden. Dort versenkt sie seither Jahr für Jahr hunderte Millionen Euro. Um dem Schrecken ein Ende zu machen, setzt Rampl nun, man ahnt es schon, auf ein besenreines Haus: Er wertet die Immobilien um 2,5 Milliarden Euro (das waren einmal fast 35 Milliarden Schilling) ab, um sie verkaufbar zu machen.

Geht sein Reinigungskonzept auf, und der Staub verzieht sich tatsächlich, so bekommen das neue HVB-Vorstandsteam und besonders Deutschland-Chefin Christine Licci dadurch zumindest einen Hauch Frischluft zum Durchatmen. Klappt es nicht, ist die HVB wenigstens etwas hübscher als bisher gestylt: für einen Käufer, der sich die Münchner und mit ihnen ihre hochprofitable Tochter Bank Austria Creditanstalt anlachen will. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22./23.1.2005)