Verkehrminister Gorbach will nicht bis 2015.

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Innsbruck - Der Brenner-Basistunnel (BBT) wird nach offiziellen Informationen wesentlich teurer als bisher bekannt. Laut Infrastrukturminister Hubert Gorbach (FP) ist mit Gesamtkosten von rund neun Milliarden Euro zu rechnen. Zuletzt war stets von fünf bis maximal sechs Milliarden Euro die Rede. Allein sechs Milliarden Euro würden aber die reinen Baukosten betragen, so Gorbach. Zusätzlich würden Finanzierungskosten (Zinsendienst) von "zweieinhalb bis drei Milliarden" anfallen, sagte der Vizekanzler am Donnerstag bei einem Pressegespräch.

Frühere Fertigstellung angepeilt

Er habe "das ehrgeizige Ziel, die Fertigstellung des Basistunnels auf das Jahr 2012 abzukürzen", sagte Gorbach. Im Staatsvertrag zwischen Österreich und Italien ist von einer Eröffnung im Jahr 2015 die Rede. Der Baubeginn ist für 2006 vorgesehen.

Bis zur geplanten Fertigstellung des Tunnels in zehn oder bestenfalls sieben Jahren ist laut Gorbach nicht mit einem Rückgang des Lkw-Aufkommens am Brenner zu rechnen. "Anderes zu behaupten, wäre der Bevölkerung etwa vorzugaukeln, das nicht sein wird." 2004 lag der Zuwachs mit 22 Prozent bei schweren Lkw (über 7,5 t) so hoch wie noch nie. Laut Asfinag rollten letztes Jahr 2.075.000 Lkws über den Brenner. Auf diese Zahl werde man sich einstellen müssen, so Gorbach. "Wir werden alle Hände voll zu tun haben, weitere Zuwächse zu verhindern".

Buhlen privater Investoren

Die Finanzierung des Tunnels sei "dann nicht das große Problem, wenn wir auch Frequenzen im Tunnel garantieren können". Es gebe "ein Buhlen von privaten Investoren", so Gorbach. Hohe Frequenzen seien aber nur dann zu erreichen, wenn die Straße "nicht mehr so attraktiv ist". Eine Verteuerung der Straße erhofft sich Gorbach durch die seit langem verhandelte neue EU-Wegekostenrichtlinie. Die EU habe zuletzt einem Maut-Aufschlag von 25 Prozent für sensible Korridore wie dem Brenner zugestimmt. Gorbach will 50 Prozent Zuschlag erreichen. Diese Mehreinnahmen sollten in einen Fond zur Mitfinanzierung des Tunnels fließen. Gorbach hofft, dass die Richtlinie im ersten Halbjahr 2005 beschlossen werde.

Aber selbst bei einer Mauterhöhung von 50 Prozent bliebe der Tarif am Brenner (derzeit 84 € am Tag und 120 € in der Nacht) unter der soeben mit Jahresbeginn erhöhten Maut in der Schweiz (200 € im Schnitt). Der Umwegverkehr von der Schweiz über den Brenner liegt laut Vizekanzler bei rund 40 Prozent.

Heftige Kritik äußert der Obmann des Transitforums Fritz Gurgiser. Seit 20 Jahren würden sich Österreichs Verkehrsminister die Verlagerung der Hälfte des Lkw-Verkehrs auf die Schiene zum Ziel setzen: "Ferdinand Lacina 1984 so wie Gorbach im Oktober 2004". Bis heute sei aber "kein Lkw" verlagert worden. "Es gibt auf der Straße nur Zuwachs". Dabei seien auf der Bahn laufend Kapazitäten geschaffen worden, die nicht genützt werden". Für 500.000 Lkw-Einheiten sei Platz. (DER STANDARD Printusgabe Benedikt Sauer, 20.01.2005)