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Foto: AP/Gert Eggenberger
Klagenfurt/Wien - Der designierte Intendant der Wörtherseebühne, Renato Zanella, dementierte am Donnerstag eine Mitteilung des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider (F), wonach er auf die Intendanz der Wörtherseebühne verzichtet habe. Zanella erklärte: "Ich höre das zum ersten Mal, ich habe seit Montag kein Gespräch mehr mit Haider gehabt."

"Habe gültigen Vertrag"

Zanella wies darauf hin, dass er einen gültigen Vertrag besitze, wonach er ab dem 1. September die Intendanz der Bühne übernehmen werde. Nun gelte es, abzuwarten, welche Konsequenzen die angekündigte Liquidierung der Betreibergesellschaft auf die Wirksamkeit seines Vertrages haben werde. "Diesbezüglich hat es noch keine Gespräche gegeben", beteuerte Zanella am Telefon.

Zanella: "Ich freue mich schon auf die Arbeit"

Für den morgigen Freitag sei ein Gespräch mit LHStv. Karl Pfeifenberger (F) - dieser ist als Finanzreferent Eigentümervertreter der Seebühnen-Gesellschaft - vereinbart worden, die genaue Uhrzeit stehe aber noch nicht fest. Er gehe derzeit jedenfalls davon aus, dass er seine Aufgaben in Klagenfurt erfüllen werde. "Ich freue mich schon auf die Arbeit", sagte Zanella, der derzeit wieder in Wien ist, wo er an der Staatsoper für eine Ballettproduktion probt. Daher könne der Gesprächstermin in Klagenfurt auch erst frühestens am Nachmittag stattfinden.

Haider hatte heute erklärt, mit Zanella sei Einvernehmen darüber erzielt worden, dass dieser die Intendanz doch nicht übernehme. Als Grund dafür hatte Haider genannt, dass das geplante Festspielkonzept unter Einbindung der Stadt Klagenfurt nicht realisiert werde. Das Konzept hatte vorgesehen, dass neben der Seebühne auch an anderen Orten der Landeshauptstadt gespielt werden sollte, die Stadt hat allerdings Haiders Forderung nach einer finanziellen Beteiligung zurückgewiesen. Auch Renato Zanella wisse, "dass die Festspielgeschichte gestorben ist und man den Vertrag nicht weiterführen kann."

Haider kündigt wegen "Aufklärungsbedarf" lückenlose Gebarungsprüfung an

Hinsichtlich der Bilanz kündigte Haider eine lückenlose Gebarungsprüfung an, da bei einzelnen Positionen "Aufklärungsbedarf" herrsche. Haider teilte weiters mit, dass die Wirtschaftsprüfer ihre Bilanz über die Saison 2004 kommende Woche fertig gestellt haben und dann dem Aufsichtsrat vorlegen würden.

Gesamte Projekt Seebühne wird neu strukturiert

Auf jeden Fall werde jetzt das gesamte Projekt Seebühne neu strukturiert, kündigte der Landeshauptmann an. Deshalb werde der Intendanz-Vertrag mit Zanella "keine Minute wirksam werden". Bisher hatte der Noch-Ballettchef der Wiener Staatsoper nur einen Beratervertrag, der mit der tatsächlichen Übernahme der Intendanz in diesem Jahr auslaufen hätte sollen.

Haider präzisierte, dass die Wörtherseebühne künftig von einer reinen Seebühnen-Gesellschaft betrieben werden soll. Es gehe um die Frage: "Wie kann man eine Plattform für die Seebühne entwickeln, dass man zu einem guten Programm kommt, und zwar mit einem eingegrenzten Risiko". Ein Möglichkeit wären laut Haider Managementverträge.

Überforderter Geschäftsführer: Kritik an Sapetschnig

Nach Vorliegen der Bilanz werde das Projekt Seebühne neu strukturiert werden, sagte Haider. Jetzt habe man nach Meinung des Landeshauptmannes "einen künstlerisch wertvollen Leiter und einen Geschäftsführer, der überfordert ist", gehabt. Letzterer (Anm.: der inzwischen ausgeschiedene Bernhard Sapetschnig) hätte auch Schuld daran gehabt, dass das für diesen Sommer geplant gewesene Musical-Projekt "Napoleon" gescheitert ist. Zur Ankündigung der ÖVP, im Zusammenhang mit der Seebühne die Staatsanwaltschaft einschalten zu wollen, erklärte der Landeshauptmann, dass aus Sicht der Wirtschaftsprüfer "strafrechtliche Konsequenzen nicht erkennbar sind". (APA)