Rio de Janeiro - Ein alter, jetzt wiederbelebter Skandal bedroht das Verhältnis zwischen den südamerikanischen Fußball-Erzrivalen Brasilien und Argentinien. Im Achtelfinale der WM 1990 in Italien soll der Brasilianer Branco vom argentinischen Teammasseur ein Getränk mit beigemischten Beruhigungsmitteln bekommen haben. Branco wurde übel und Argentinien gewann 1:0. Nun will der brasilianische Verband CBF bei der FIFA eine Untersuchung beantragen. "Die Schuldigen müssen bestraft werden, falls das stimmt", sagte CBF-Generalsekretär Marco Antonio Teixeira nach brasilianischen Medienberichten vom Mittwoch.

Obwohl Branco immer wieder beteuert hatte, er sei 1990 Opfer eines "gemeinen Tricks" der Argentinier gewesen, schien alles mehr als 14 Jahre nach der WM vergessen. Bis der damalige argentinische Coach Carlos Bilardo jetzt im Interview mit der Zeitschrift "Ventitres" über die "Wasser-Affäre" sagte: "Ich kann nicht behaupten, dass sich das so nicht abgespielt hat." Mit diesem "Halbgeständnis" löste er in Brasilien landesweite Empörung aus.

"Diese Leute, Bilardo und der Masseur Miguel Di Lorenzo, müssen von der FIFA exemplarisch bestraft werden. Es ist völlig unwichtig, dass alles schon 14 Jahre her ist", meinte der brasilianische Coach bei der WM 1990, Sebastiao Lazaroni. Auch der argentinische Verband müsse verwarnt werden. "Wir wissen ja nicht, ob die Argentinier das bei anderen Spielen auch gemacht haben."

Ex-Verteidiger Branco, heute CBF-Jugendcoach, erinnerte sich am Mittwoch im Interview mit der Zeitung "O Globo". "Mit wurde sehr, sehr übel. Ich stand auf dem Rasen und sah das Stadion davonfliegen", versicherte er. Selbst der argentinische Star Diego Maradona habe ihn zum fatalen Schluck ermuntert. "Trink, trink, hat er mir gesagt." In Argentinien gab es am Mittwoch vorerst keine Reaktionen auf die Aussagen Bilardos und die Empörung in Brasilien. (APA/dpa)