Der Orientierung am Weiterbildungsmarkt liegt die Grundsatzfrage nach der eigenen Beschäftigbarkeit zugrunde. Lernen ist kein "Nice to have" - vielmehr ein "Need to have"

"Es geht um ,employability'. Du musst schauen, dass du beschäftigbar bleibst", führt Hannes Knett, Leiter des Wifi-Netzwerkes und zuständig für das österreichweite Bildungsmanagement, in die Trends 2005 ein. Das Spannende sei hierbei, dass die jeweiligen Angebote stets von den zwei Parametern Zeit und Geld begleitet würden. Und dass genau diese Punkte sich als Erschwernis für den Bildungszugang erweisen würden, so der Experte. "Was wir sehen, ist: Zeitknappheit ist die wichtigste Barriere im Rahmen der Weiterbildung." Vor allem im "KMU-Land" Österreich sei es für viele Betriebe schwierig - und zwar auch mit den modernen Mitteln des E-Learning -, die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter zu unterstützen. Bei großen Konzernen sei die Schulung ganzer Abteilungen bereits Usus, den "kleinen" aber fehle einfach auch die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter zu substituieren. 

Hier müsse, so Knett, eine Dachregelung für die Förderung von Weiterbildungskursen gefunden werden. Im gleichen Maß müssten auch Bildungsberatung und -information breiter angelegt und dichter werden - schon allein aus einer zunehmenden Selbstverantwortung heraus, die beim Interessierten das "Wissen, was notwendig ist" - also den Überblick über die Angebotsvielfalt - voraussetzt.

Die Trends 2005
Neben den vom Wifi gelisteten wichtigsten vier Trends (siehe Kasten) fallen sieben Punkte heuer in den Fokus:

  • Akademisierung: Akademische Abschlüsse würden zukünftig eine immer wichtigere Rolle einnehmen.
  • Internationalisierung: Die Globalisierung - auch der Wirtschaft - fordere verstärkt international anerkannte Bildungsabschlüsse. Ein Sprachenboom sei bereits deutlich merkbar.
  • Customer Relationship Management: Marktkommunikation und Customer Relationship würden zukünftig weiter in den Vordergrund gerückt.
  • Systemische Ansätze: Lösungsfindungen - mit dem "Faktor Mensch" in deren Zentrum - würden komplexer, Qualifikationen von Mediation bis hin zu Mitarbeitermotivation deshalb gefragter.
  • Optimale Berufskarriere: Das genaue Wissen um die eigenen Fähigkeiten würde einen gegenüber den Anforderungen des Marktes wappnen. Die "Potenzialanalyse" sei hier ein probates Mittel.
  • Professionelles Management im Gesundheitsbereich: Die demografische Entwicklung legt Maßgaben vor. Bei zunehmend mehr älteren Menschen werde der Gesundheits-, Pflege- und Wellnessbereich gefragter sein denn je.
  • Work-Life-Balance: Die für viele schwierige Grätsche zwischen Beruf und Privat könne von Work-Life-Professionals erlernt werden.

Neben genannten Orientierungspunkten sei, laut Knett, auch anzumerken, dass viele darunter vermehrt in "Einzelsituationen" - ähnlich dem Coaching - in Anspruch genommen würden: "Diese Methode ist hocheffizient."

Auch an der E-Learning-Situation hat das Wifi gearbeitet: "Wir werden heuer zusätzlich zu den EDV-Kursen eine E-Learning-Community einrichten", so Knett abschließend. Denn - und da liege Österreich abgeschlagen hinter den USA - E-Learning sei erst dort spannend, wo Interaktion, also der Austausch von Erlerntem, passiere. (Der Standard, Printausgabe 15./16.1.2005)