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Foto: APA/Jäger

Jährlich maturieren knapp über 37.000 Schüler an höheren Schulen in Österreich. Von rund 7000 Wiener Maturanten schafften vergangenes Jahr 83 Prozent die Reifeprüfung auf Anhieb, 20 Prozent mit ausgezeichnetem Erfolg.

Der Aufbau der Matura hat sich seit fast hundert Jahren nicht geändert. Jetzt bringt das Jahr 2005 aber auch in diesem Bereich einige Änderungen. Bis dato hatte man die Möglichkeit, durch eine Fachbereichsarbeit, eine fächerübergreifende Prüfung oder eine vertiefende Prüfung auch mit seinem Wahlpflichtfach einen Schwerpunkt zu setzen. Aufgrund der Stundenkürzungen, die im vergangenen Schuljahr zum Tragen gekommen sind, wurden die Wahlmöglichkeiten der Schwerpunktsetzung laut der Bildungsministeriums-Homepage aber "erheblich eingeschränkt". Von den Kürzungen waren besonders die Wahlpflichtfächer betroffen, weshalb es notwendig wurde, auch einjährige Frei-und Wahlpflichtfächer vertiefend "maturabel" zu machen.

"Für mich sieht das aus wie eine halbherzige ,Irgendwas-Lösung'", meint Ingrid Gogl, Vorsitzende der Wiener SP-nahen Aktion kritischer Schüler (AKS) im Gespräch mit dem SCHÜLERSTANDARD. Sie bezieht sich dabei auf die ebenfalls wegen dieses Engpasses eingeführte Neuregelung der ergänzenden Schwerpunktprüfung. "Man versucht verpatzte Reformen wie die Stundenkürzungen im Nachhinein kosmetisch zu verschönern", so Gogl. Diese Regelung sieht vor, aus einem schulautonomen Pflicht- oder Wahlpflichtgegenstand, Informatik oder der ersten oder zweiten lebenden Fremdsprache auszuwählen und sinnvoll mit einem Pflichtgegenstand zu kombinieren. So kann man etwa philosophische Fragen auf Englisch beantworten oder chemische Abläufe unterstützt durch ein Computerprogramm veranschaulichen.

Flexibler und freier

Jürgen Stöttinger, Bundesobmann der VP-nahen Schülerunion spricht sich für eine grundsätzliche Lockerung der Schulorganisation in Richtung Modulsystem aus: "Die Matura soll als Reifeprüfung erhalten bleiben, muss aber flexibler werden." Wichtig seien auf jeden Fall "standardisierte Anforderungen und ein In-Betracht-Ziehen der Analysen der Pisa-Studie" bei einem Reformprozess.

Gogl geht einen Schritt weiter und wünscht sich eine Matura in Projektform, "weil sie dann nicht mehr so punktuell, sondern freier in der Gestaltung wäre". Die Arbeit in Kleingruppen würde außerdem soziales Lernen verstärken und sei eine gute Möglichkeit, die Schüler zu entlasten.

Vor zu viel Belastung warnt auch der Schulpsychologe Gerhard Krötzl: "Man muss bedenken, dass der Körper bei Stress Hormone ausschüttet, die ihn bei körperlichen Leistungen unterstützen sollen. Da bei der Matura aber geistige Leistungen erwartet werden, müssen sich viele Jugendliche davor noch einmal austoben."

Austoben können sich auch die Schüler, die im Begriff sind, eine Fachbereichsarbeit zu schreiben. Für sie gibt es ab diesem Jahr ein besonderes Zuckerl: Das Spezialgebiet in jenem Fach fällt gänzlich aus. Was beibehalten wird, sind die Kernstofffrage sowie die Präsentation und Diskussion der Arbeit mit dem Prüfer.

Wie jedes Jahr besteht auch die Möglichkeit, besonders gute Fachbereichsarbeiten je nach Thema an verschiedene Interessenten zu schicken, die Prämien vergeben. Verfasser astronomischer Arbeiten können beispielsweise auf einen Preis der Österreichischen Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik hoffen.

(Flora Eder Julia Grillmayr Anna Maria Nics/DER STANDARD-Printausgabe, 11.1.2005)