Haben Sie das gewusst? Wenn freiheitliche Minister in der lachsfarbenen "Links"-Gazette inserieren und ihre eigene Klientel vergessen, werden sie bei ihren Wählern keineswegs populärer. Wenn unser Kärntner Anwalt in Brüssel, genauer der EU-Abgeordnete des Kärntner Heimatdienstes Andreas Mölzer, in "Zur Zeit" zahlungsunwilligen FP-Funktionären mit politologischer Analyse an die Gurgel fährt, kennt er keine Rücksicht und enthüllt gnadenlos, diese würden Inserate zur Hebung ihrer Popularität vergeben, wo das doch ausschließlich um der puren, wertfreien Information des Publikums geschieht. Dass sie diesem Informationsbedürfnis nicht nur in der lachsfarbenen, sondern auch in anders getönten Gazetten nachgaben, lässt er dabei zwecks wirksamerer Aufgeilung seines engeren Leserkreises geflissentlich außer Betracht.

Dabei ist es einerseits so: Unsere "Zur Zeit" gilt gemeinhin als "FPÖ-nahe". Andererseits: Diese Etikette "FPÖ-nahe" könnte aber auch - wenn gewiss auch in etwas geringerem Maße - durch "ÖVP-nahe" ergänzt werden. Das würde vielleicht mehr Geld bringen, denn: Die Abstempelung als "FPÖ-nahe" ist jedenfalls nicht sonderlich nützlich für "Zur Zeit". Zum einen wird sie von manchen mit einem Parteiblatt verwechselt, was bereits peinlich genug, aber bei ihrer Schreibweise unvermeidlich ist. Zum anderen wird sie von gewissen Kreisen dann mit eben jenen Reflexen bekämpft, mit denen diese aus irgendwelchen innenpolitischen Frontstellungen eben auch die Freiheitlichen bekämpfen. Vielleicht nur, weil sie eben peinlich sind.

So peinlich ist Mölzer, wenn es um Geld geht, die FPÖ-Nähe aber auch wieder nicht, dass sie ihm peinlich genug wäre. Beschwert er sich doch über die blaue Kurzsichtigkeit, die übersieht, dass "Zur Zeit" das einzige "FPÖ-nahe" Medium ist, das in der medialen Szene der Republik überhaupt existiert. Denn zu dumm: Die positive inhaltliche Übereinstimmung, die die größte Volkszeitung des Landes über lange Jahre mit der oppositionellen FPÖ zeigte, wurde auch verspielt. Keine Angst - nicht ganz! Die Schreibweise ihres Herausgebers ist von der in "Zur Zeit" oft kaum zu unterscheiden.

So am Sonntag, als sich Hans Dichand mit dem EU-Zug auf eine Fahrt in das Ungewisse und Dunkle der Zukunft begab, die in krassem Gegensatz zur lichten steirischen Vergangenheit steht. Ist es da nicht dummer Lokalstolz, wenn ich sage: "Ich bin ein Steirer!" Das heißt doch nicht nur, dort geboren zu sein, sondern dass ich mich mit all den Generationen verbunden fühle, die diesem Land das Leben weitergegeben haben. Sie begannen vor Jahrtausenden, die Fruchtbarkeit aus dem Urwald herauszuroden und der Erde so Nahrung abzuringen, einem Boden, der mit Blut und Schweiß gedüngt ist.

An solch schweißtreibender Blut-und Boden-Ideologie könnte sich Andreas Mölzer einmal ein Beispiel nehmen. Es fragt sich nur, warum ein Düngemittelvertreter für Blut und Schweiß, statt in Jahrtausende alter Verbundenheit mit all den "Ich bin ein Steirer"-Generationen der dortigen Erde Nahrung abzuringen, nach Wien kommen musste, um sich hier seine ewig gestrigen Stilübungen abzuringen.

Zum Beispiel: Wir, die Graugewordenen, die zwei Weltkriege und dazu noch Bürgerkriege in Erinnerung haben, dazu ältere Erbfolgekriege, Glaubenskriege, Eroberungskriege, die Belagerung Trojas eingeschlossen, wir wollen ja trotz allem die Vereinigung Europas. Und warum jetzt auf einmal doch wieder? Ach ja: Natürlich ist Europa überall in der Welt, wo das Licht der Gesittung des Abendlandes, wo auch das Licht des Christentums und des Humanismus leuchtet.

Die zwei Weltkriege, die in Europa vom Zaun gebrochen wurden und das Bisschen Rassenwahn bis zum industriellen Massenmord soll das Licht der Gesittung des Abendlandes nicht trüben. Wir verlangen nur Respekt vor einer Wirklichkeit, die Österreich und Heimat heißt, denn der steht dem Land der "Krone" zu. Für uns steht die Welt unter einer höheren Ordnung, als die EU uns bietet, nämlich unter der des Blut- und Boden-Kleinformats.

So schön kommt es nicht heraus, wenn Mölzer auch ein wenig vom Licht der Gesittung des Abendlandes unter seinen Scheffel leiten will. Ursula Haubner ließ zwar (auch) im "Standard", der Leitpostille der linken Halb-Intelligenzler inserieren, "Zur Zeit" hingegen erteilte sie eine rüde Abfuhr. Im Hinblick auf die Unterstützung unseres Blattes aus dem Regierungsbereich ist - abgesehen von gelegentlicher Presseförderung - einzig Sozialminister Herbert Haupt eine erfreuliche und mutige Ausnahme.

Und das hat einen rein sachlichen Grund. Er als Korporationsstudent und tief verwurzelter Freiheitlicher weiß, wo er ein Publikum für seine sozialpolitischen Maßnahmen hat. Er lässt immer wieder auch in "Zur Zeit" inserieren. Solche Inserate sind inhaltlich und sachlich leicht zu argumentieren, verbessern sie doch seine kargen Chancen, sich bei den FPÖ-Wählern populärer zu machen. Und wenn es ihm als Minister nicht hilft, hat er wenigstens seine Ehre als Korporationsstudent gerettet. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.1.2005)