Port Blair - Einer der letzten steinzeitlichen Stämme weltweit ist Experten zufolge durch die Folgen der verheerenden Flutkatastrophe in Südasien vom Aussterben bedroht. "Während die meisten Stämme physisch verschont blieben, glauben wir, dass ein Stamm wie die Onge in Gefahr ist, weil sein Lebensraum stark zerstört wurde", sagte Samir Acharya von der Gesellschaft für Ökologie der Andamanen und Nikobaren.

Inselgruppen Andamanen und Nikobaren

Die Onge leben als Halbnomaden auf den zu Indien gehörenden Inselgruppen Andamanen und Nikobaren. Durch die gewaltige Flutkatastrophe am 26. Dezember könnten Acharya zufolge die traditionellen Nahrungsquellen der Onge versiegen. Die Flutwellen hätten Mangrovenwälder an den Küsten der 550 Inseln zerstört und Flüsse seien von Meerwasser überflutet worden. "Wenn eine natürliche Ressource durch eine Katastrophe zerstört wird, kann das für solch einen Stamm über Leben und Tod entscheiden", erklärt Acharya.

Anfängliche Befürchtungen, die Flutkatastrophe könnte auf dem nahe dem Epizentrum des Seebebens gelegenen Inseln die Urzeitstämme ausgelöscht haben, bestätigten sich nicht. "Alle auf der Insel Little Andaman lebenden Onge sind wohlauf. Es sind 89 an der Zahl", sagte der Leiter des Hilfseinsatzes auf den entlegenen Inseln.

Schompen, Jarawas und Sentinelesen

Auch andere Urvolkstämme wie die Schompen, die Jarawas und die Sentinelesen sind der Katastrophe weitgehend entkommen, da sie entweder tief im Dschungel leben oder ihre Inseln von der Flutwelle verschont wurden. Am schwersten war der größte Stamm betroffen, der in Dörfern entlang der Küste lebt.

Insgesamt gehören den Urzeitstämmen auf den Andamanen und Nikobaren rund 30.000 Menschen an. Sie leben von der Jagd, vom Fischfang sowie von Früchten und Wurzeln und kleiden sich mit Gewändern aus Baumrinde und Blättern. (APA/Reuters)