Wien - Eine Katastrophe wie die verheerende Flutwelle in Asien ist nicht zu vermeiden. Es sei aber festzustellen, dass das Verhalten des Menschen und seine Verantwortungslosigkeit in vielerlei Hinsicht zu einer Verschärfung von Auswirkungen geführt hätten, sagte Wolfgang Kromp, Leiter des Instituts für Risikoforschung der Universität Wien.

Speziell für sehr selten eintreffende Katastrophen - etwa schwere Erdbeben - habe der Mensch offenbar ein sehr kurzes Gedächtnis, bemängelte der Wissenschafter. Es herrsche so etwas wie eine "es wird schon nichts passieren"-Stimmung, gepaart mit grenzenloser Technikgläubigkeit. Ein gutes Beispiel sei etwa die Verbauung von Flusslandschaften. Es werde über Jahrzehnte bis in die roten Überschwemmungszonen hineingebaut, und beim nächsten Hochwasser fallen dann die Betroffenen aus allen Wolken.

Atomkraftwerke

Auch Atomkraftwerke, die im wahrsten Sinn des Wortes erhebliche Sprengkraft besitzen, würden an nicht optimalen Plätzen errichtet. "Flüsse bieten zwar optimale Möglichkeiten für Kühlwasserzu- und abfuhr, liegen aber häufig auch auf geologischen Störzonen", sagte der Wissenschafter. Als Gründe sieht der Experte kurzfristige (Profit-)Überlegungen sowie oft auch politische Gründe.

Im Falle der verheerenden Flutwelle in Asien müsse schon gesagt werden, dass das Fehlen etwa von Warnsystemen und Schutzeinrichtungen auch auf die extreme Ungleichverteilung des globalen Wohlstandes zurück zu führen sei. Dabei treffe uns vergleichsweise Wohlhabenden insofern eine Mitverantwortung, als wir unsere Konsumkultur teilweise zu Lasten von Entwicklungsländern aufrechterhalten.

Kurzurlaube

Für einen Kurzurlaub - etwa über Weihnachten - rasch in tropische Gegenden zu jetten, ist für Kromp in mehrfacher Hinsicht bedenklich. "Der durch den Treibstoffverbrauch des Flugverkehrs mitverursachte Klimawandel ist für Klimatologen eine Tatsache und wird in Zukunft zu noch mehr Naturkatastrophen führen", so der Experte. Aber leider würden wir nur aus Katastrophen lernen, ist Kromp überzeugt. Im Zuge solcher Ereignisse würden auch die ansonsten geschmähten Mahner gehört und für kurze Zeit Begriffe wie "Nachhaltigkeit" wieder diskutiert. (APA)