Mistelzweige
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Stuttgart - Nach einer schweren Brustkrebs-Operation kann eine Misteltherapie das Immunsystem stärken. Das ergab eine in der "Deutschen Zeitschrift für Onkologie" veröffentlichte Studie der Universität Witten-Herdecke. Die WissenschafterInnen regen nun weitere Untersuchungen an, um zu prüfen, ob die in der alternativen Medizin schon seit langem praktizierte Mistelbehandlung sogar das Fortschreiten der Tumorerkrankung aufhalten kann.

Jede Operation belaste die körpereigene Abwehr, betont der Immunologe Arndt Büssing. Die Immunzellen könnten ihre Aufgaben vorübergehend nur eingeschränkt erfüllen, was sich bei KrebspatientInnen sehr negativ auswirken könne: Denn bei ihnen habe das Immunsystem unter anderem die Aufgabe, verbliebene Krebszellen abzufangen, bevor sie Tochtergeschwülste bildeten.

Burst-Test

Im Labor kann die Reaktionsbereitschaft von Abwehrzellen mit einem so genannten Burst-Test bestimmt werden: Dabei wird gemessen, wie viele Sauerstoffradikale - als Kampfstoffe der Immunabwehr - gebildet werden, wenn die Zellen im Reagenzglas mit Krankheitserregern provoziert werden. In den ersten Tagen nach einer Brust-OP kommt es laut Büssing normalerweise zu einem deutlichen Abfall der "Burst"-Aktivität.

Dies sei in der Studie auch bei jenen 51 Patientinnen der Fall gewesen, die keine Mistelextrakte erhalten hatten, erklärt der Arzt. Weitere 47 krebskranke Frauen seien dagegen vor der Operation mit einer Infusion aus einem Mistelextrakt behandelt worden. Ergebnis: Die Burst-Aktivität sei nach der Operation kaum abgefallen.

Studienergebnisse

Diese Wirkung war dem Experten zufolge ÄrztInnen bisher nicht aufgefallen, weil der Burst-Test nicht zu den üblichen Labortests gehört. Routine sei nur ein so genanntes Blutbild, bei dem ausschließlich die Abwehrzellen gezählt würden. Die Studie zeige jedoch, dass die Mistelbehandlung zwar keinen Einfluss auf die Zahl der Abwehrzellen habe. Stattdessen werde aber offensichtlich deren Fähigkeit verbessert, Tumorzellen aufzuspüren. Ziel der Behandlung sei ein solcher Schutz vor tödlichen Metastasen und nicht eine bloße Verbesserung der Laborwerte.

Frühere Untersuchungen hatten bereits ergeben, dass eine Misteltherapie zu einem Anstieg so genannter Glückshormone führt und damit die Lebensqualität von KrebspatientInnen erhöht. Allerdings ist diese Form der Behandlung nach wie vor sehr umstritten. (APA/AP)