Die Opposition befürchtet unterdessen Gefahr von anderer Seite. Ihr Kandidat Viktor Juschtschenko warnte auf einer Kundgebung von zehntausenden Anhängern im Zentrums Kiews am Mittwochabend vor einer Einmischung bewaffneter Kräfte bei der Wahlwiederholung. "Es gibt Kräfte, die eine Unterbrechung (der Wahl) vorbereiten, und sie stellen Brigaden zusammen, Gruppen, die sich bereitmachen, nach Kiew zu kommen", sagte Juschtschenko ohne weitere Einzelheiten.
Russische Waffen
Zuvor hatte ein Geheimdienstoffizier namens Hryhoriy Omelchenko laut einem Bericht der Zeitung Kyiv Post erklärt, Waffen der in Sewastopol stationierten russischen Schwarzmeerflotte seien nach Donezk gebracht worden. Dort sollten ehemalige Strafgefangene, Sportler und andere "Irreguläre" damit ausgerüstet werden. Am 27. oder 28. Dezember sollten sie in Kiew ankommen und dort gewaltsame Zusammenstöße provozieren. Präsident Leonid Kutschma würde den Ausnahmezustand erklären, das Wahlergebnis würde annulliert und Neuwahlen für ein halbes Jahr verschoben. Kutschma könne damit bis zum Inkrafttreten der Verfassungsänderung (Teilentmachtung des Präsidenten) im Amt bleiben.
Laut Omelchenko sollen Kutschma und der russische Präsident Wladimir Putin den Plan persönlich gebilligt haben. Ministerpräsident und Präsidentschaftskandidat Viktor Janukowitsch sei jedoch dagegen. Janukowitsch hat sich zuletzt deutlich von Kutschma abgesetzt.
Der ukrainische Geheimdienst hat am Donnerstag jegliche Verwicklung in die Dioxinvergiftung von Oppositionsführer Juschtschenko bestritten. Der Staatssicherheitsdienst (SBU) erklärte, er habe nichts mit der Verschlechterung von Juschtschenkos Gesundheitszustand zu tun. Vergangene Woche hatte Juschtschenko gesagt, er sei vermutlich am 5. September bei einem Abendessen mit Geheimdienstchef Ihor Smeschko und dessen Vize vergiftet worden.