Zagreb - Der kroatische Präsident Stjepan Mesic will auch im Falle einer Wiederwahl als "Korrektiv" wirken. "Ich bin bei keiner politischen Partei Mitglied. Ich denke, es ist wichtig für die Entwicklung der Demokratie, dass nicht die ganze Gewalt in einer Hand liegt. Im Kroatischen sagen wir: Es ist nicht gut, wenn man alle Eier in einen Korb legt", erklärte Mesic im Vorfeld der Präsidentenwahl am 2. Jänner 2005 gegenüber der APA.

Mesic war im Jahr 2000 als Kandidat der bürgerlich-liberalen Volkspartei (HNS) angetreten, nunmehr wird er von fast allen Oppositionsparteien unterstützt. Laut Umfragen liegt er deutlich vor der Kandidatin der Regierungspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft), Jadranka Kosor. Sie übt derzeit das Amt der Ministerin für Familie, Generationen-Solidarität und Kriegsveteranen aus.

"Fester Anker des ganzen Systems"

Auch zur Zeit der Koalitionsregierung von Ministerpräsident Ivica Racan (Sozialdemokraten/SDP) sei er "in einem gewissen Sinne ein fester Anker des ganzen Systems gewesen", sagte Mesic. "In dem Sinne wirke ich auch heute. Und ich werde es so auch in Zukunft tun." Auch jüngste Spannungen mit Regierungschef Ivo Sanader (HDZ) - etwa rund um die Entlassung des Chefs des Inlandsgeheimdienstes POA, Josko Podbevsek - würden daran nichts ändern.

Die Unterstützung der Opposition werde Kroatien nicht politisch polarisieren, glaubt Mesic: "In einem gewissen Sinne könnte das vielleicht so wahr genommen werden. Aber es waren alle, die ein demokratisches, europäisiertes Kroatien mit Wohlstand wollen, aufgerufen, meine Kandidatur unterstützen. Auf alle Fälle erwarte ich, dass auch ein guter Teil der Wähler der HDZ für mich ist. Daher wird es keine Polarisierung im wahrsten Sinne des Wortes sein."

Seine Hauptkonkurrentin ist diesmal eine Frau. Für Mesic spielt das keine wesentliche Rolle. "Ich glaube, dass das Geschlecht kein ausschlaggebender Faktor sein wird. Wenn die Bürger ihre Wahl treffen, dann versuchen sie abzusehen, wer Kroatien eine Hilfe sein kann. Und zwar beim Erreichen der strategischen Ziele, die sich das Land gesetzt hat. Und welche Garantie sie durch diese Wahl bekommen, dass sie in der Zukunft besser leben werden."

Mesic hatte zu Beginn des Wahlkampfs mit einer Aussage für Aufregung gesorgt, wonach Jadranka Kosor nur in die Politik gegangen sei, weil sei im früheren Präsidenten Franjo Tudman eine Vaterfigur gesehen habe. Die hohen Wellen waren für ihn aber unbegründet: "Ich habe nur wiederholt, was sie selbst gesagt hatte. Ich habe keinen einzigen Buchstaben hinzugefügt. Und es ist ganz logisch, das Menschen bestimmte politische Vorbilder haben. Dieses Recht hat auch Frau Kosor." (APA)