Es ist mehr als eine Farce, es ist eine Verhöhnung des Landes, lauten russische Reaktionen auf die dubiose Auktion von Yuganskneftegas an die unbekannte Baikalfinansgrup (BFG). Man ging davon aus, dass Gazpromneft den Zuschlag erhält.

Nicht, dass damit die Causa Yukos unbedenklicher und Putins bisswütige Beamtenschaft harmloser ausgesehen hätte. Aber die Besitzumverteilung, deren Beginn historisch für den 19. Dezember zu vermerken ist, hätte wenigstens noch ein Restmoment von Nachvollziehbarkeit gehabt.

So aber wurde der russischen Gesellschaft bedeutet, dass man sie für einen dummen Haufen hält. Und der Welt, dass einen das eigene Image einen feuchten Dreck interessiert.

Wer die Auktionssieger sind, in wessen Interesse sie handeln, woher sie aus dem Stegreif die Unsumme Geld beziehen, was Putin weiß, darüber rätselt die Fachwelt. Die Spekulationen gehen Richtung Gazprom, den privaten, aber kremlloyalen Ölkonzern Surgutneftegas bzw. den staatlichen Ölkonzern Rosneft.

Wahrscheinlich hat der Ökonom Jewegeni Jasin Recht, dass Yuganskneftegas letztlich ohnehin irgendwie in den Staat übergeht, wobei das Hauptziel nicht der Staat ist, sondern "konkrete Leute, die mittels staatlicher Instrumente, die sie in den Händen halten, Macht und Geld erreichen wollen".

Damit ist am 19. Dezember aber auch Putins Mythos gestorben, dass er gegen das Oligarchensystem agiere. Verdächtig war schon, dass der Oligarchenbekämpfer Putin in der Ukraine mit Janukowitsch ein postsowjetisches Oligarchensystem unterstützte.

"Putin kämpft nicht gegen die Oligarchen, sondern gebiert neue", meinte die renommierte Politologin Lilija Schewcowa: "Ein Kampf gegen Oligarchen würde heißen, dass ihre Zahl abnimmt. Bei uns aber wächst ihre Rolle in der Wirtschaft." (DER STANDARD Printausgabe, 22.12.2004)