Der Linksliberale Traian Basescu, Rumäniens neuer Staatspräsident, hat nach seinem spektakulären Wahlsieg gegen den Sozialisten Adrian Nastase sein Amt angetreten. Doch sind damit die politischen Weichen noch lange nicht gestellt. Denn bei der Parlamentswahl, die gleichzeitig stattgefunden hatte, ist keine Partei stark genug geworden, um allein regieren zu können.

Noch ist unklar, wer in Bukarest in den nächsten vier Jahren regieren wird. Es galt als nicht ausgeschlossen, dass es sogar zu vorgezogenen Parlamentswahlen kommt. Alle Parteien wollen eine Koalition mit der ultra-nationalistischen Partei Romania Mare vermeiden, die mit rund 15 Prozent der Sitze in beiden Kammern - Senat und Abgeordnetenhaus - drittstärkste Partei geworden ist.

Als salonfähige Partner gelten nur die Ungarn-Partei UDMR und die Klein-Partei PUR (Humanistische Partei). Beide Parteien hatten schon vor der Staatspräsidenten-Stichwahl vom 12. Dezember Koalitionsverhandlungen mit den bislang regierenden Sozialisten (PSD) aufgenommen.

Doch dann siegte überraschend Basescu und kündigte an, er werde Parlamentsneuwahlen veranlassen, falls eine liberal geführte Regierung keine Mehrheit bekommen sollte. Daraufhin wechselte die Ungarn-Partei UDMR die Front und begann Verhandlungen mit Basescus Allianz für Gerechtigkeit und Wahrheit. Wie die Kleinpartei PUR sich verhalten werde, blieb zuletzt offen. Für eine absolute Mehrheit sind beide Parteien notwendig. PUR ist durch ein Vor-Wahlbündnisses mit den Sozialisten ins Parlament gekommen, denn allein hätte sie die Fünf-Prozent-Hürde nicht überwunden.

PUR bekam 30 feste Plätze im Parlament und lieferte im Gegenzug mediale Unterstützung für Nastase. Der PUR-Vorsitzende Dan Voiculescu besitzt ein Medien-Imperium. Er macht zudem keinen Hehl daraus, Chefabwickler aller großen Exportgeschäfte des Diktators Nicolae Ceausescu gewesen zu sein. Wie sich aus dem Wirrwarr eine handlungsfähige Regierung entwicklen soll, bleibt unvorhersehbar. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.12.2004)